Kassel: „Für ein weiterhin autonomes Café und einen sozialen, solidarischen und vielfältigen Campus!“

15.12.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Simon Zinnstein

Dem selbstverwalteten Café Desasta an der der Universität Kassel wurde von der Uni-Leitung das Türschloss ausgetauscht. Was ist das Problem von Universitäten mit linker Selbstorganisierung?

Das Café Desasta ist in Räumen der Universität Kassel zuhause und wird schon seit über 32 Jahren kollektiv verwaltet. Es bietet ein politisches Zentrum, indem es Räumlichkeiten für Workshops und Veranstaltungen zur Verfügung stellt und tagsüber als Treffpunkt für Menschen des Campus dient. Jüngst fand auch eine Veranstaltung zum aktuellen Rechtsruck und dem Aufstieg der AfD von unserer Hochschulgruppe Waffen der Kritik im Café Desasta statt. Schon seit Jahren soll es allerdings Konflikte mit dem AStA der Uni Kassel geben. Laut Angaben des Kollektivs ist der AStA rechtlich der Arbeitgeber des Kollektivs. Dabei sind die Verhältnisse prekär: Den Kollektivmitgliedern kann der Zugang zum Café willkürlich durch die Uni oder den AStA entzogen werden.

Dem Telegram-Kanal des Café Destasta lässt sich unschwer entnehmen, dass sich die Differenzen mit dem AStA schon lange vor den Vorfällen im Dezember angekündigt haben. Der AStA gebe dem Kollektiv „autoritäre Anweisungen“ und  beabsichtige „gravierende Veränderungen und Eingriffe“ in die Struktur des Cafés und der Organisierung.

Anfang Dezember wurde das Kollektiv schließlich vom AStA-Vorsitz darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Schloss des Cafés ausgetauscht werden soll. Grund dafür sei laut der Universität der Brandschutz. Mehrmalige Gesprächsangebote und das Aushändigen des Schlüssels für den Feuerwehr-Notfallschrank hätten der Leitung dabei allerdings nicht gereicht. Am Dienstag, den 5. Dezember, sollte dann laut Kollektiv das Schloss ausgetauscht werden, weshalb sie zu einem Protest dagegen aufriefen. Mit Erfolg: Der Austausch konnte durch die Solidarität von Gästen des Cafés verhindert werden. Sie forderten weiter: „Wir lassen uns unsere Freiräume nicht nehmen! Wir wollen ein Gespräch auf Augenhöhe mit dem Kanzler!“

In der Nacht auf den 8. Dezember hat der AStA, vermutlich mit Hilfe der Universität, seine Drohungen dann aber doch noch in die Tat umgesetzt und ohne Zustimmung des Kollektivs das Schloss ausgetauscht. Dies ist ein harter Eingriff in die Personalautonomie des selbstverwalteten Cafés. Nun rufen sie erneut dazu auf, gegen die repressive Politik seitens der AStA und der Uni-Leitung zu protestieren und den Fall öffentlich zu machen.

Doch wo genau liegt das Problem? Die Ereignisse an unseren Universitäten zeigen den repressiven Umgang mit linker Selbstorganisierung. Sei es in Bremen, wo behauptet wurde, der AStA-Vostand würde die neuen Studierenden in die Arme von Linksextremist:innen treiben. Doch statt Stellung zu beziehen, entschied sich der AStA, nicht mehr für Veranstaltungen von externen und offen linken Gruppen zu werben. Oder in Berlin und München, wo die Leitungen der Universitäten repressiv auf die Kundgebungen in Solidarität mit Palästina reagierten und sich weiterhin einseitig mit Israel positionierten. In Kassel bei einer Solidaritäts- und Trauerveranstaltung für den in Gaza getöteten Yousef Shaban ging die Uni-Leitung sogar so weit, die Veranstaltung abzubrechen und zu untersagen. Grund war das Verbot seitens der Leitung, eine „politische Kundgebung“ abzuhalten.

Die Leitungen der Universitäten und auch der AStA, der im Härtefall eben nicht die Interessen der Studierenden vertritt, sondern wie hier den verlängerten Arm der Unileitung darstellt, gehen hart gegen Formen der Selbstorganisierung von linken Gruppen vor. Durch Repression gegenüber politischen Gruppen, dem Verbot von Veranstaltungen und eben auch durch das Auswechseln von Türschlössern, um selbstverwaltete Räume wieder unter die Kontrolle der Universität zu bringen. Auch deshalb hat sich das Kollektiv entschieden, „bis auf weiteres“ den Getränkeverkauf einzustellen und all ihre „Kapazitäten in politische Arbeit zu stecken“. Wir als Studierende müssen die Universität als Arbeits- und Studienort politisieren und in den Dienst unseres Kampfes stellen. Es müssen die Arbeiter:innen und Studierende der Universitäten sein, die die politischen Inhalte und ihre Räume selbstbestimmt organisieren und deren Gestaltung und Ausrichtung bestimmen.

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Foto: Simon Zinnstein

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