Internationaler Frauen*kampftag: Versammlungen und Aufrufe bereiten den 8. März vor

01.03.2020, Lesezeit 5 Min.
Übersetzung:
1

Der 8. März steht vor der Tür und die Frauen*bewegung organisiert sich weltweit für einen neuen Tag des Kampfes.

Wie schon seit drei Jahren wird in den meisten Ländern dazu aufgerufen, für einen internationalen Frauen*streik zu mobilisieren und ihn durchzuführen.

Dieses Jahr hat sich der politische Kontext in Lateinamerika verändert. Dabei sei erinnert an den Aufstand in Chile, die beispiellose Mobilisierung in Kolumbien und den Putsch in Bolivien.

In Argentinien trat am 10. Dezember eine neue Regierung ihr Amt an, aber ihre beharrliche Haltung, sich an die Vereinbarungen zur Zahlung der Auslandsschulden an den IWF zu „halten“, wird zwangsläufig zu weiteren Anpassungsmaßnahmen führen. Im Mittelpunkt der Diskussionen steht eine neue Debatte über die Legalisierung von Abtreibung.

In Chile zum Beispiel versucht die Regierung Piñeras, die Mobilisierung „einzudämmen“, indem sie eine „gemeinsame Koordination“ des Streiks vorschlägt. Die Frauen*organisationen, so wie u.a. Brot und Rosen Chile, haben dieses Vorgehen in einem Kommuniqué abgelehnt, da sie diese Regierung für die politische und sexuelle Gewalt verantwortlich machen, die sie seit Beginn des Aufstandes erlitten haben.

Ein weiteres wichtiges Land in der Region ist Brasilien, wo die Angriffe der Regierung von Jair Bolsonaro und der reaktionären Rechten auf die Rechte von Frauen* und LGBTI*s ein deutliches Zeichen sind. Am 8. März werden auf den Straßen Brasiliens wieder sexistische Gewalt und Feminizide angeprangert. Ein weiterer fester Tagesordnungsordnungspunkt werden für die Mehrheit der Frauen* die Ablehnung und der Kampf gegen die Rentenreform sein, von der sie besonders stark betroffen sind.

In Mexiko, wo die offizielle Antwort auf die täglichen Femizide noch immer gleichgültig und daher unzureichend ist, liegt der gemeinsame Nenner zudem in den politischen und wirtschaftlichen Anpassungsmaßnahmen. Dort soll am 8. und 9. März gestreikt werden. Die Haltung der Regierung von López Obrador hat eine scharfe Debatte ausgelöst, nachdem sie angedeutet hat, den Frauen* der Armee und der Marine zu erlauben, am 9. März ihre Arbeit niederzulegen. Denn wenn man bedenkt, dass ebendiese Institution für das gewaltsame Verschwinden der 43 Lehramtsstudent*innen in Ayotiznapa verantwortlich ist, ist das ein höchst zynischer Schritt. Der Aufruf von Brot und Rosen Mexiko folgt daher der von der Regierung unabhängigen Mobilisierung.

In Bolivien hat es im vergangenen Jahr einen Putsch gegeben, woraufhin indigene Frauen* zusammen mit ihren Weggefährten an den Mobilisierungen von El Alto teilgenommen haben, die von der De-facto-Regierung unter der Führung von Jeanine Añez Chávez unterdrückt wurden. Trotz der Verhandlungen und Verbote, die die bevorstehenden Wahlen kennzeichnen werden, ruft ein Teil der Frauen*bewegung, zu dem auch Brot und Rosen Bolivien zählt, dazu auf, diesen 9. März „gegen den Kapitalismus, der uns ausbeutet, das Patriarchat und den Sexismus, die uns ermorden, die Kirchen, die uns vergewaltigen und den Rassismus, der uns erniedrigt“ zu mobilisieren.

Costa Rica ist ein weiteres Land, in dem die Frauen*bewegung für diesen 8. März Versammlungen organisiert und durchführt. Auch hier steht die Forderung nach der Legalisierung von Abtreibung im Mittelpunkt – ein Grundrecht, das Carlos Alvarado, der Präsident des Landes, nutzt, um sich sowohl der religiösen Rechtsopposition als auch bestimmten Sektoren der Frauen*bewegung „anzupassen“, indem er Schwangerschaftsabbrüche nur für bestimmte Situationen ermöglichte.

Auch in Europa gab es große Mobilisierungen, wie z.B. in Frankreich mit den Gilets Jaunes und dem längsten Streik gegen die von der Regierung Macrons vorangetriebene Rentenreform. Gegen den brutalen Angriff, den die Rentenreform mit sich bringt, weil sie eine allgemeine Kürzung der Renten für Frauen* vorsieht, wird deshalb für den 8. März von Feminist*innen momentan breit mobilisiert.

Im Spanischen Staat erschwert es die Diskussionen erheblich, dass nicht zum Streik aufgerufen wird: Die Regierung, an der nun die neoreformistische Partei Podemos beteiligt ist, strebt an, „die Forderungen zu institutionalisieren“. Nur in Katalonien wird es am 8. März zu einem feministischen Generalstreik kommen. Der Feminismus steht jedoch weiterhin vor der Frage, ob er für die Rechte der Mehrheit der Frauen* kämpfen oder die Kürzungsagenda akzeptieren soll, die die Regierung durchzusetzen versucht.

Die Bewegung der Frauen* und ihre Organisierung zeigen weiterhin, dass sie bereit sind, weiter zu kämpfen und auf die Straße zu gehen. Die sozialistischen und internationalistischen Arbeiterinnen* und Studentinnen* von Brot und Rosen werden an den Mobilisierungen teilnehmen, die wie jeden 8. März die Welt bewegen.

Auch in Deutschland wird am 8. März, dem Internationalen Kampftag der Frauen*, wieder mobilisiert. Mit Brot und Rosen sind wir in Berlin und München dabei: in Berlin im Block gegen Outsourcing und Befristung für die Verbindung von Arbeitskämpfen und solchen gegen Rassismus und Sexismus. Nur vereint können wir die rot-rot-grüne Regierung, die für Outsourcing und Befristung, aber auch für Abschiebungen und Entrechtungen unserer migrantischen Kolleg*innen, Kommiliton*innen und Mitschüler*innen verantwortlich ist, konfrontieren! In München gibt es am 8. März unter dem Motto „Wenn wir streiken, steht die Welt still! – Frauen*kampf ist Klassenkampf“ um 13 Uhr am Marienplatz ebenfalls eine Demonstration, an der wir als Studierende und Krankenhausbeschäftigte gemeinsam teilnehmen.

Artikel basierend auf diesem Artikel von La Izquierda Diario.

Mehr zum Thema