How to: Deutschlandfahnen recyclen – auf internationalistische Art!

24.06.2016, Lesezeit 3 Min.
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Alle zwei Jahre finden Events statt, die den Patriotismus der Deutschen aufflammen lassen: Die Fußballwelt- bzw. Europameisterschaften der Männer. Unzählige schwarz-rot-goldene Autofähnchen, Schminksets und weiterer unnötiger Kram wird in Massen verkauft.

Doch das deutsche Nationalsymbol ist seit langem nicht mehr progressiv. In seinem Ursprung wurde die schwarz-rot-goldene Fahne als Zeichen der deutschen Republik, also als Protestsymbol gegen den Feudalismus und für bürgerlich-demokratische Rechte verwendet.

Doch in der Weimarer Republik und der BRD war und ist diese Farbkombination nicht ein Symbol für die Einheit der Unterdrückten, sondern eins der Unterdrückenden. Der bürgerliche und imperialistische deutsche Staat, der Kriege führt, Menschen in die Flucht treibt und Arbeiter*innen Tag für Tag ausbeutet, benutzt diese Fahne als sein Symbol.

Der Patriotismus, der zu Fußballzeiten offensichtlich viel präsenter wird, stellt außerdem eine große Gefahr für Migrant*innen und People of Colour da. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einem imperialistischen Nationalstaat bringt mit sich, dass Grenzen für diesen geschafft werden. Diese sind aber nicht nur geographisch, sondern oft auch ethnisch oder kulturell. Migrant*innen und People of Colour müssen sich anhören, dass sie „doch nicht deutsch aussehen“, Rassist*innen labern von „Deutscher Leitkultur“ und Geflüchtete leben in Deutschland als Menschen mit weniger Rechten und Möglichkeiten als die, die das Glück hatten, mit einem deutschen Pass und weißer Haut geboren zu werden.

Dass im Profifußball viel Rassismus existiert, haben wir in den letzten Wochen sehr häufig gesehen. Nachdem Alexander Gauland behauptete, er hätte Jerome Boateng nicht gerne als Nachbarn, gab es erfreulicherweise einen großen Aufschrei, auch in der bürgerlichen Presse. Aber dass unter den „Fans“, die sich jetzt zur Männer-EM in Frankreich befinden, sehr viele Nazis und Rassist*innen befinden, wird nicht so stark thematisiert. Erschreckende Bilder wie in Lille, wo Fußballfans unter hämischem Gelächter Münzen auf geflüchtete Kinder werfen, gehen zwischen den Torjubeln unter.

Natürlich ist nichts verwerfliches dabei, Spaß am Fußball und am Sport zu haben. Dennoch müssen wir als Revolutionär*innen rassistische und chauvinistische Strukturen und Handlungen angreifen, egal ob in unserem Alltag oder bei Massenevents.

Unsere Losung muss sein: „Die Arbeiter*innenklasse hat kein Vaterland!“ Der Patriotismus dient nur der Klasse, die uns ausbeutet, und dem Staat, der uns unterdrückt. Deswegen ist das Team, das wir bei dieser EM unterstützen sollten, das der streikenden Arbeiter*innen und protestierenden Jugendlichen in Frankreich, die gemeinsam gegen die arbeiter*innenfeindliche Arbeitsmarktreform von El Khomri kämpfen.

Um zu zeigen, dass unsere Fahne nicht die der Bourgeiosie, sondern die der Unterdrückten ist, haben wir von der Revolutionär-kommunistischen Jugend uns eine kreative Aktion ausgedacht: Wir sammeln „erworbene“ Deutschlandfahnen, egal welcher Größe und Art und entfernen die schwarzen und goldenen Streifen. Die roten Streifen flicken wir zusammen zu einer großen roten Fahne und übergeben sie kämpfenden Genoss*innen in Frankreich, als internationalistisches Zeichen der Solidarität.

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