Gedenkdemo in Paris: Keine Gerechtigkeit, nur Repression

08.07.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Javier Pina / Shutterstock.com

Heute jährt sich der Todestag von Adama Traoré zum siebten Mal. Adama starb 2016 mit 24 Jahren während einer Festnahme in Paris durch drei Beamte, die ihn vermutlich bäuchlings auf dem Boden erdrückten. Die Gedenkdemonstration zu seinem Todestag in Paris wurde von der Polizei angegriffen.

Seit Jahren kämpft Adamas Familie für eine Aufklärung des Mordes und für Gerechtigkeit. Auch heute finden Demonstrationen im Gedenken an Adama statt. Die eigentlich am Freitag geplante Demonstration wurde vom Verwaltungsgericht Cergy Pontoise verboten und das Tragen von Kleidung mit Solidaritätsbekundungen mit Geldstrafen geahndet. Trotz des Versuches, die Forderungen für Gerechtigkeit für Adama und das Anklagen der rassistischen Polizeigewalt durch Repression zu unterbinden, zeigten sich Tausende Menschen auf der unangemeldeten Demonstration solidarisch. Die französische Polizei ging brutal gegen die Demo vor und griff auch Journalist:innen an:

Wie das Video zeigt, wird Youssouf Traoré von vier Polizisten heftig zu Boden gerissen und bäuchlings zu Boden gepresst. Ein Polizist drückt ihm dabei das Knie in den Rücken. Diese Bilder erinnern direkt an den Tod von Adama Traoré, der vermutlich ähnlich ums Leben kam. Youssouf wurde daraufhin mit Handschellen gefesselt, verhaftet und zur Polizeistation im 5. Arrondissement gebracht. Ungefähr eine Stunde nach dieser brutalen Festnahme wurde Youssouf Traoré von der Polizeistation ins Krankenhaus verlegt:

Auf dem Video können wir das geschwollene Gesicht sehen. Es besteht kein Zweifel daran, dass seine Verletzungen auf seine Festnahme folgten und wirft die Frage auf, was auf dem Weg zur und auf der Polizeistation geschah. Szenen, die noch heute an das Schicksal erinnern, das die französische Polizei Adama im Jahr 2016 zugefügt hatte.

Schon seit dem 27. Juni gibt es in den Vororten von Paris und in vielen anderen Städten Revolten gegen die kontinuierliche rassistische Polizeigewalt. Auslöser ist der Tod des noch minderjährigen Nahels, der bei einer Verkehrskontrolle erschossen wurde. Auf die Wut und die Trauer der Menschen, vor allem der aus den Pariser Banlieues, reagierte die Regierung zunächst mit einer halbherzigen Distanzierung und versuchte sich aus der Verantwortung zu ziehen, doch ging schon gegen den Trauermarsch von Nahels Familie mit massiver Polizeipräsenz und Gas-Granaten vor. Gegen die folgenden Revolten mobilisierte die Regierung über 40.000 Polizist:innen, schwerbewaffnete Anti-Terror- Einheiten samt Panzer und Maschinengewehren. Die Menschen, die tagtäglich von rassistischer Schikane und Gewalt betroffen sind und nun revoltieren, werden als Verbrecher bezeichnet. Im Zuge dessen unterscheidet die Justiz nicht, ob junge Menschen an den Revolten teilgenommen haben oder nicht. Die Regierung gibt dabei halbherzige reformistische Versprechungen, doch erweitert stetig die Befugnisse der Polizei.

Hier wird wieder deutlich, wogegen Adamas Schwester seit Jahren ankämpft: Die rassistische Gewalt vor allem gegen Jugendliche aus den Arbeiter:innenvierteln bleibt systematisch ungestraft und wird nicht aufgeklärt, die Opfer werden im Stich gelassen, ihre Wut kriminalisiert. Adamas und Nahels Tod bewegt viele Menschen und erlangt große Aufmerksamkeit, doch sie sind keine Einzelfälle. Wir sehen auf der ganzen Welt, dass die rassistische Gewalt System hat und die bürgerlichen Regierungen, alle Bewegungen, die dagegen vorgehen mit harten Repressionen oder durch eine Vereinnahmung durch reformistische Kräfte zurückdrängen und die Gewalt durch Erweiterungen der Befugnisse und den Ausbau der Polizei verstärken.

Gegen diese Unterdrückung, die so tief im Kapitalismus verankert ist und die der Kapitalismus benötigt, müssen wir geeint vorgehen. Jugend und Arbeiter:innen müssen gemeinsam kämpfen, um den Kapitalismus zu zerschlagen und sich von Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung zu befreien.

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