FU Berlin mit Marx: Was wir lesen, entscheiden wir!

19.06.2017, Lesezeit 3 Min.
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An der FU Berlin sind Plakate mit Ausschnitten aus dem Kommunistischen Manifest aufgetaucht. Huch! Warum denn das?

Die wenigsten werden in der Uni, wie sie im Neoliberalismus strukturiert ist, Texte von Marx, Engels, usw. usf. zu lesen bekommen. Jede*r von uns liest im Verlauf seines Studiums zu viele Texte, die sich zwar sehr schlau anhören, aber letztendlich nicht allzu viel aussagen. Man muss viel wissen und reproduzieren, aber nicht selbst nachdenken. Man verliert den Spaß daran, Sachen zu lesen, darüber nachzudenken, daran herumzubasteln und praktische Konsequenzen zu ziehen.

Warum werden Menschen wie Marx totgeschwiegen oder verteufelt? Warum wird, wenn er doch gelesen wird, nur der abstrakte Philosoph in ihm gesehen?

Weil seine Schriften die Menschen dazu bewegen könnten, die Dinge, wie sie sind, zu verändern.
Wie sind die Dinge? Es gibt Menschen, die arbeiten müssen, um zu überleben und es gibt Menschen, die bereits genug besitzen, um andere für sich arbeiten zu lassen, um weitere Besitztümer anzuhäufen. Es gibt Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts schlechter behandelt und bezahlt werden. Menschen, die arbeiten wollen, es aber nicht dürfen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus. Die Liste der angeblichen Gründe, warum die, die das Sagen haben, uns voneinander trennen und unterschiedlich behandeln, lässt sich immer weiter fortsetzen.

Marx benennt explizit die verschiedenen Klassen mit ihren jeweiligen Interessen: Die Bourgeoisie, also diejenigen, die die Fabriken und Betriebe, also Produktionsmittel, besitzen und dort die Arbeitskraft derjenigen ausbeuten, die nichts besitzen als ihre Arbeitskraft, ihr Vermögen zu arbeiten, das Proletariat. Erstere wollen, dass alles so bleibt wie es ist. Dabei ist es im Interesse der großen Mehrheit, der Arbeitenden, dass nichts so bleibt wie es ist und alles anders wird.

Es gibt keine gemeinsamen nationalen Interessen, wie es uns von den Besitzenden immer vorgegaukelt wird. In Afghanistan werden nicht die Interessen der migrantischen Aldi-Kassiererin durchgesetzt, sondern die des deutschen Waffenproduzenten. Wer Länder mit Krieg überzieht, kann später bei der „Stabilisierung“ mit am Tisch sitzen, und sich einen großen Teil der Gewinne sichern. Was es gibt, sind Klasseninteressen, die permanent aufeinanderstoßen. Für einige Ohren mag das altmodisch erscheinen. In der Tat hat sich einiges geändert: Anders als zu Marx Zeiten besteht nun wirklich die große Mehrheit der Menschheit aus Arbeiter*innen. Wenn uns gesagt wird, dass der Klassenkampf überholt ist, dann geht es nur darum, uns über den Klassenkampf von oben hinwegzutäuschen.

Nicht mit uns. Es ist höchste Zeit, Marx wieder hervorzukramen und ihn an die Orte unseres Alltags zu bringen. Es ist unserer Uni und wir wollen sie gestalten, wie es uns gefällt. Wir wollen ihn zu einem Ort des Kampfes machen, einem Ort, an dem wir uns austauschen, ernsthaft diskutieren, uns organisieren und tatsächlich etwas in Bewegung bringen, Studierende, Lehrende, Beschäftigte, alle gemeinsam.

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