Entschlossene Stimmung beim GDL-Streikposten in München

13.08.2021, Lesezeit 3 Min.
1
Bild von Klasse gegen Klasse

Wir haben den Streikposten der DB-Beschäftigten am Münchner Hauptbahnhof besucht. Trotz der Hetze bürgerlicher Zeitungen und Drohungen durch den DB-Vorstand waren sie aufrecht, einen legitimen Arbeitskampf zu führen. Wir teilen die Eindrücke vom Streikposten.

Der GDL-Streik hat insgesamt drei Tage gedauert. Freitagnacht hat die GDL den Streik vorerst beendet. Dienstagabend begann der Streik im Güterverkehr und bereits nach einem Tag Streik standen rund 190 Güterzüge im Rückstau. Der Streik weitete sich zudem Mittwochabend auf den Personenverkehr aus. Der Fernverkehr wurde auf 25 Prozent der Fahrten reduziert. Dadurch hat der Arbeitskampf in relativ kurzer Zeit massiven Einfluss genommen. Kein Wunder, dass die bürgerlichen Zeitungen den Streik in ihren Schlagzeilen aufgenommen und sich bemüht haben, ihn als “verantwortungslos” gegenüber Bedürfnissen der Bevölkerung zu diskreditieren.

Doch die streikenden Kolleg:innen haben entgegen der verleumderischen Erzählungen betont, dass sie von Passagieren viel Zuspruch bekommen haben und sich die Unzufriedenheit eher an die Sturheit des DB-Vorstands richtet. Denn von besseren Arbeitsbedingungen der Bahn-Beschäftigten profitiert auch die Öffentlichkeit. Das Angebot vom DB-Vorstand sei im Endeffekt ein Reallohnverlust für die Beschäftigten.

”DGB muss den GDL-Streik unterstützen!”

Wir dokumentieren die Rede von Marius R., Mitglied bei Ver.di und Klasse Gegen Klasse sowie Aktivist bei der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG), die er beim Besuch des Streikpostens gehalten hat. Er betonte die Notwendigkeit der Unterstützung von DGB-Gewerkschaften für den Streik, um gegen die erzwungene Sparpolitik vorzugehen, deren Kosten sonst die Arbeiter:innen tragen müssen. Die Spaltung zwischen Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG) und Gewerkschaft der Lokführer (GDL) sei im Nachteil von Bahn-Beschäftigten. Abschließend thematisierte Marius den Arbeitskampf von Gorillas-Beschäftigten in Berlin, der gegen Entlassungen und prekäre Arbeitsbedingungen gerichtet ist. Auch sie seien von der restriktiven Streikregelung in Deutschland betroffen, weshalb ihr Arbeitskampf als “wilder Streik” eingestuft wird. Zwar ist der Kampf von GDL-Beschäftigten kein wilder Streik, aber durch die Regulierung des Tarifeinheitsgesetzes wurde das Streikrecht von Minderheitsgewerkschaften juristisch eingeschränkt. So hat Marius auf die Kampagne von KlassegegenKlasse hingewiesen, um für die Streikkasse von Gorillas Workers Collective Spenden zu sammeln. Die Streikenden spendeten daraufhin 110 Euro.

Mehrere solidarischen Aktivist:innen haben mit Reden und kulturellen/musikalischen Beiträgen den Streikenden Kolleg:innen ihre Solidarität ausgesprochen, damit sie sich nicht durch medialen und politischen Druck einschüchtern lassen.

Interview mit dem Lokführer

Abschließend haben wir mit Heiko Sann, dem Ortsgruppenvorsitzender der GDL und Lokführer, ein Interview geführt, um aus der Sicht der Gewerkschaft und Arbeiter:innen die Beweggründe des Streiks zu erfahren, bzw. ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

“Uns geht es nicht darum, die andere Gewerkschaft (EVG) zu vertreiben. Wir wollen unsere Tarifverträge verhandeln und durchsetzen. Dafür stehen wir ein.”, betonte Heiko Sann in Bezug auf die Vorwürfe, dass die GDL einen Machtkampf führen würde. Die GDL würde sich dafür einsetzen, dass die Mitarbeiter:innen Wertschätzung erlangen.

Mehr zum Thema