Drei Vorschläge für Fridays for Future

03.04.2019, Lesezeit 5 Min.
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Niemand kann die Fridays for Future mehr ignorieren. Um die Forderungen aber durchzusetzen, wollen linke Organisationen aus München die Proteste weiterentwickeln. Das sind ihre Vorschläge an die Bewegung.

In den letzten Monaten haben wir die politische Landschaft umgekrempelt. 10.000 in München, 30.000 in Berlin und Millionen weltweit haben am 15. März und in den Wochen davor den Druck für einen verbindliche Klimapolitik weiter aufgebaut. Die Politik kommt an uns nicht mehr vorbei. Damit wir unsere Forderungen erreichen können, sollten wir uns jetzt über die nächsten Schritte der Bewegung austauschen, Strukturen vor Ort aufbauen und Hebel an die Entscheidungstragenden ansetzen.

1. Für eine demokratische Bewegung

An den Fridays for Future beteiligen sich allein in Deutschland Hunderttausende mit unzähligen kreativen Ideen und Einsatz an ihren Schulen, oft gegen Druck von der Schulleitung. Unsere Bewegung wächst. Immer mehr wollen sich beteiligen, gleichzeitig fehlen uns jedoch die Strukturen dafür und die Entscheidungsgremien auf Bundesebene arbeiten teils undurchsichtig und ohne direkte Kontrolle durch uns an der Basis.

Im Februar sollte z.B. ein Forderungskatalog ausgearbeitet werden. Dafür fand sich eine einstellige Zahl an Aktiven aus verschiedenen Städten zusammen. Sie wurden nie von ihren FFF-Gruppen gewählt, eine Diskussion über das Programm konnte so vorab in der Breite gar nicht erst stattfinden. Das müssen wir ändern: Alle FFF-Gruppen sollten Teams wählen, die sich auf Bundesebenen treffen, dort unsere Forderungen zusammentragen und unsere Gruppen vernetzen. Dasselbe muss für Organisierende und Pressekontakte gelten: jederzeit an- und abwählbar.

Das Konsensprinzip bei Abstimmungen wirkt zuerst sehr demokratisch, aber leider hat sich gezeigt, dass es Abläufe eher verlangsamt und wichtige demokratische Entscheidungen verhindert. Deswegen schlagen wir vor, dass in Zukunft eine 2/3-Mehrheit für Beschlüsse ausreicht.

Lokal, z.B. an den Schulen, sollten sich Gruppen für die nächsten Streiks und gegen Repression bilden. Solche Gruppen oder Schüler*innenkomitees bieten den Schüler*innen einen Raum für politische Diskussion und stellen unsere Bewegung in den nächsten Monaten auf noch festere Füße. Dafür können z.B. WhatsApp-Gruppen und Treffen vor Ort organisiert werden.

2. Für eine Bewegung mit klarer Ansage

Wir sollten die Ursachen für die klimaschädliche Wirtschaft direkt anpacken. Ein Wirtschaftssystem, das nur mit der Ausbeutung der Arbeitskräfte und der Überproduktion funktioniert, in dem die Konzerne aus
umweltbelastenden Rohstoffen wie Erdöl und Plastik Profite schlagen, kann nie ökologisch oder sozial sein. Denn nicht der Gebrauchswert ist darin das Entscheidende, sondern die meist kurz- oder mittelfristige Profitrate, daher setzen Unternehmen auf billigere Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe. Den
Zweck der Art, wie gewirtschaftet wird, können wir nicht von der Art der Produktion, Arbeitsbedingungen, Massentierhaltung
oder Lebensmittelverschwendung trennen. Dazu kommt, dass Konzerne wie RWE durch ihre Lobbyarbeit schlicht ernsthafte
Maßnahmen in Richtung baldigem Kohleausstieg verhindern. Das Problem heißt also Kapitalismus.

Deswegen sollten Energie-, Auto- und Industriekonzerne in öffentliche Hand überführt und fossile Brennstoffe unter Kontrolle der Beschäftigten und Umweltschutzorganisationen beendet werden, damit wir schnell zu nachhaltiger Wirtschaft übergehen. Das sollte in wenigen Jahren angepackt werden und nicht erst 2038 – und nicht durch die Großaktionäre, für die der Profit und nicht unsere Zukunft zählt. Unsere Verbündeten sind dabei die Beschäftigten in der Energiebranche, deren Zukunft durch die fahrlässige Politik von GroKo und Co. nicht gesichert wird. Deswegen muss die ganze Energiewirtschaft mit Jobgarantie sofort hin zu erneuerbaren Energieträgern umgestaltet werden, damit der Wandel in der Klimapolitik nicht zu ihren Lasten geht.

3. Für eine Bewegung, an der Politik und Wirtschaft nicht mehr vorbeikommen

Um unsere Forderungen zu erreichen, müssen wir noch mehr Druck aufbauen. Dafür sollten wir die Proteste aus den Schulen in die Unis, Betriebe, Supermarktkassen, Kitas und Krankenhäuser tragen und uns an die Gewerkschaften wenden. Obwohl die Spitze oft wirtschaftliche Sachzwänge akzeptiert, sind sie die größten und stärksten Organisationen, die enormen Druck auf die Politik aufbauen können.

Wir sollten die GEW, die Gewerkschaft der Lehrer*innen und Wissenschaftler*innen, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, die IGBCE, aktiv in unsere Demonstrationen und Streiks einbinden und versuchen Kolleg*innen aus ÖPNV und Bahn anzusprechen, um gemeinsam Investitionen in einen gratis ÖPNV und bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.

Wir können unsere Forderungen innerhalb der Gewerkschaften diskutieren und sie können ihre Mitglieder aufrufen, an den Freitags-Demos teilzunehmen. Schließlich brauchen wir neben weiteren kreativen Aktionsformen, z.B. lokal an den Schulen, einen Plan für große Widerstandstreffen mit Menschen aus allen Bereichen, für einen nächsten bundesweiten Streik- und Aktionstag.

Die Erklärung haben die Linksjugend [’solid] München, die Sozialistische Alternative München, die Redaktion des Druck-Magazins, die marxistische jugend München und Brot und Rosen unterzeichnet.

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