Die Geschichte von Hande Kader und vielen von uns

26.08.2016, Lesezeit 3 Min.
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Hande Kader, trans Aktivistin und Sexarbeiterin aus Istanbul, wurde grausam ermordet. Ihre Leiche wurde am 12. August in einem Randbezirk der Stadt gefunden. Sie trägt Zeichen von Vergewaltigung, Verstümmelung und Verbrennung.

Man hat sie während der verbotenen LGBTI*-Pride 2015 in Istanbul kennengelernt: Dort stellte sie sich gegen einen Wasserwerfer der Polizei, hat sich gegen diese gewehrt und wurde dann zusammengeschlagen.

Die Geschichte der 22-jährigen ist nicht die erste dieser Art. Wie viele andere trans Frauen konnte sie ihr Leben nicht frei gestalten. Stattdessen war es bestimmt von einer empörend transfeindlichen, transmisogynen Gesellschaft. Eine Bekannte von Hande schrieb nach ihrem Tod folgende Zeilen auf Facebook:

Ich kannte Hande. Sie wollte Übersetzerin werden, aber das konnte sie nicht. Sie durfte nicht studieren, weil sie trans war. Sie wurde getötet, weil Sexarbeit aufgrund ihrer Existenz die einzige Option war. Auch ihr Traum von schriftlicher Übersetzung ist mit ihr verbrannt. […] Eines Tages hätten wir vielleicht Bücher aus ihrer Feder lesen können. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Sie wollte so gern eine von uns sein, aber konnte nicht.

Am 21. August demonstrierten Hunderte in ihrem Gedenken und für alle, die Opfer dieser trans- und homofeindlichen, sexistischen, patriarchalen Gesellschaft sind und waren. „Morde an Transgendern sind politisch!“, „Trotz des Hasses, es lebe das Leben!“ stand auf den Schildern. In verschiedenen anderen Städten – Ankara, İzmir, Hong Kong, Marseille – gab es ebenfalls Gedenken und Demonstrationen.

Türkei, Land der LGBTI*-Feindlichkeit

In den letzten acht Jahren sind in der Türkei mehr als 40 Transpersonen ermordet worden, viele weitere haben Selbstmord begangen. Eine davon war Azize Ömrüm, die sich am 22. August wegen des krassen gesellschaftlichen Drucks das Leben nahm.

Auch die LGBTI*-Menschen, die vor noch stärkerer Gewalt in die Türkei geflüchtet sind, sind betroffen. Am 25. Juli wurde die Leiche von Muhammed Wisam Sankari verstümmelt und ohne Kopf in Istanbul gefunden. In Syrien war er als schwuler Mann bedroht, entführt und vergewaltigt worden. Er flüchtete wegen dieser Gewalt gegen seine Orientierung, gegen seine Existenz.

Kampf um Befreiung

Der Kampf gegen diese patriarchale Gesellschaft geht weiter. Je entschlossener, je mehr wir uns selbst organisieren, desto stärker können wir uns den Angriffen widersetzen und sie auch verhindern. Wie auf einem Schild auf der Demonstration von Sonntag stand;

Aus ihrer Asche ersteht Hande wieder auf, von der Familie, dem Staat, dem Mann wird sie Rechenschaft einfordern!

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