Der Kapitalismus ist ein Todeskult: #NotDying4WallStreet

27.03.2020, Lesezeit 7 Min.
Übersetzung:
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Donald Trump und die Kapitalist*innen wollen die Wirtschaft retten, indem sie Millionen von Menschen aus der Arbeiter*innenklasse dem Coronavirus aussetzen. Wir werden nicht für die Wall Street sterben!

Krankenpfleger*innen und Ärzt*innen tragen Müllsäcke als Schutzausrüstung und stellen ihre eigenen Masken aus Bastelutensilien her. Wie die meisten Menschen, können selbst sie keinen Corona-Test durchführen lassen.

Es sind nicht einmal genug Beatmungsgeräte oder Krankenhausbetten für auch nur die Hälfte des möglichen Zustroms von infizierten Personen in Krankenhäusern vorhanden. Doch selbst mit genug Materialien, gibt es nicht genug Krankenpfleger*innen und Ärzt*innen, um diese Patient*innen zu behandeln.

Menschen, die derzeit in Supermärkten, Fabriken oder als Hausmeister*innen arbeiten, erhalten nicht die notwendige Schutzausrüstung. Selbst wenn diese Arbeiter*innen immer wieder mit dem Virus in Kontakt kommen, können sie sich nicht testen lassen. Viele weitere haben immer noch keine bezahlte Freistellung.

Einige Sektoren haben das Recht auf Heimarbeit gewonnen, wie z.B. Lehrer*innen in New York City, die aus Protest gegen die unsicheren Bedingungen eine kollektive Krankschreibung geplant hatten. Andere haben sich das Recht auf die Einstellung der Produktion gesichert, wie z.B. Arbeiter*innen der Gewerkschaft United Autoworkers, die sich an wilden Streiks beteiligten. Wir werden noch viel mehr dieser Aktionen brauchen, um das zu bekämpfen, was kommt.

Wenn wir sehen wollen, wie schlimm die Coronavirus-Krise werden könnte, müssen wir nur einen Blick auf Italien werfen. Dort gibt es Hunderte von Todesfällen pro Tag – obwohl das Gesundheitssystem dort nicht annähernd so kaputt privatisiert ist wie in den Vereinigten Staaten. In den kommenden Tagen, Wochen und Monaten wird sich diese Krise wahrscheinlich verschlimmern – sowohl durch das Virus als auch durch die wirtschaftlichen Auswirkungen.

Die Reaktion der US-Regierung war durchweg kriminell. Obwohl sie das Coronavirus wochenlang heruntergespielt und mit der Grippe gleichgesetzt hat, haben Kongressabgeordnete ihre Aktien verkauft und die Kapitalist*innen vor der bevorstehenden Krise gewarnt. Währenddessen hat der Ausbruch die arbeitenden Menschen in den Vereinigten Staaten bereits hart getroffen.

Um sicherzustellen, dass die amerikanischen Kapitalist*innen vom Verkauf der Coronavirus-Tests profitieren können, weigerte sich die Regierung, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereitgestellten Tests zu verwenden. Diese hätten schon vor Wochen eingesetzt werden können, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Selbst die bereitgestellten Tests reichen nicht aus, um die Millionen von Menschen zu versorgen, die sie benötigen. Dennoch haben wohlhabende Menschen Zugang zu den Tests: Asymptomatische Menschen wie Filmstars und eine ganze Basketballmannschaft können sofort getestet werden, während arbeitende Menschen darauf hoffen, nicht zu krank zu werden.

In diesem Zusammenhang ist die soziale Distanzierung allein nicht ausreichend. Wir brauchen die Arbeiter*innen, um persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu bekommen. Wir brauchen Tests. Wir brauchen bezahlte Freistellung. Und um die soziale Distanzierung aufrechtzuerhalten, brauchen wir einen „Coronavirus-Lohn“: Schecks, die an alle in den Vereinigten Staaten lebenden Menschen geschickt werden, unabhängig vom Aufenthaltsstatus.

Dennoch ist soziale Distanzierung erforderlich.

Am Donnerstag hat das Wall Street Journal einen Versuch unternommen, das Gespräch zu verlagern. Ihre Redaktion schrieb einen absolut kriminellen Leitartikel mit dem Titel „Rethinking the Coronavirus Shutdown“ (Den Coronavirus-Shutdown überdenken): „Keine Gesellschaft kann die öffentliche Gesundheit auf lange Zeit auf Kosten ihrer allgemeinen wirtschaftlichen Gesundheit schützen. Selbst die Ressourcen Amerikas zur Bekämpfung einer Virusseuche sind nicht unbegrenzt – und sie werden von Tag zu Tag begrenzter, wenn Einzelpersonen Arbeitsplätze verlieren, Unternehmen schließen und der amerikanische Wohlstand der Armut weicht. Amerika braucht dringend eine Pandemie-Strategie, die wirtschaftlich und sozial nachhaltiger ist als die derzeitige nationale Abschottung“.

Was sie mit „nachhaltig“ meinen, ist nachhaltig für die Wall Street, in die bereits 1,5 Billionen Dollar gepumpt worden sind. Es bedeutet nachhaltig für die Luftfahrtindustrie, die öffentlich über eine Schließung nachdenkt, während sie gleichzeitig Bundesgelder aus einem mickrigen Hilfspaket erhält, das bei weitem nicht ausreicht.

Natürlich hat sich Donald Trump mit der Wall Street in Einklang gebracht. Warum auch nicht? Wie Demokrat*innen und Republikaner*innen immer wieder gezeigt haben, existieren sie, um den Interessen des Großkapitals zu dienen. Deshalb sagt Trump Dinge wie:

(WIR KÖNNEN NICHT ZULASSEN, DASS DIE HEILUNG SCHLIMMER IST ALS DAS PROBLEM SELBST. AM ENDE DER 15 TAGE WERDEN WIR EINE ENTSCHEIDUNG TREFFEN, WELCHEN WEG WIR GEHEN WOLLEN!)

(Unsere Bevölkerung will wieder arbeiten. Sie werden Soziale Distanzierung und alles andere praktizieren, und die Senioren werden schützend und liebevoll bewacht werden. Wir können zwei Dinge gemeinsam tun. DIE HEILUNG KANN NICHT (bei weitem) SCHLIMMER SEIN ALS DAS PROBLEM! Der Kongress muss JETZT handeln. Wir werden stark zurückkommen!)

Es stimmt, dass einige Menschen während der Pandemie arbeiten müssen – Menschen, die Masken und Beatmungsgeräte herstellen, diejenigen, die weiterhin in Apotheken und Lebensmittelgeschäften arbeiten, und sicherlich auch Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen. Einige Industriezweige sollten neu ausgerichtet werden, um die notwendigen medizinischen Geräte und Ausrüstungen herzustellen. Aber es sollte nur in den notwendigsten Sektoren gearbeitet werden – in denjenigen, die zur Bekämpfung der Pandemie benötigt werden. Die Arbeiter*innen müssen die gesamte Schutzausrüstung und die benötigte bezahlte Freistellung erhalten. Die Arbeitszeiten können und müssen reduziert werden, und dafür müssen mehr Menschen in diesen Sektoren eingestellt werden.

Das ist nicht das, was Trump oder das Wall Street Journal meinen, wenn sie von der Rückkehr der Menschen an ihren Arbeitsplatz sprechen. Sie wollen, dass auch Branchen, die nicht für die Bewältigung der Pandemiekrise notwendig sind, wieder voll in Betrieb gehen, nur um die Kapitalist*innen zu bereichern. Das bedeutet, eine Wirtschaft wiederzubeleben, die bewiesen hat, dass sie uns in unseren schlimmsten Momenten absolut nichts bringt. Sie stellen Profite und Wirtschaftswachstum wieder einmal über das Leben der Menschen.

Die Reichen werden nicht wieder arbeiten gehen, aber Millionen von Arbeiter*innen werden es tun – vor allem in den prekärsten Sektoren, in denen überwiegend People of Color beschäftigt sind. Millionen werden wieder dem Coronavirus in heruntergekommenen öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt sein und einen Mindestlohn erhalten, der nicht einmal für einen Arztbesuch ausreicht, geschweige denn für die Kosten eines Krankenhausaufenthalts.

Am 25. März fand in Italien ein Streik statt, um die Schließung nicht wesentlicher Sektoren zu erreichen.

Wenn Trump uns zwingt, wieder zu arbeiten, werden wir streiken.

Trump will, dass wir für die Wall Street sterben, indem wir wieder arbeiten gehen, aber wir müssen uns weigern. Vielleicht haben das Wall Street Journal und Trump Recht: Der Kapitalismus kann eine massenhafte ausgedehnte Quarantäne nicht überleben. Aber wir wissen, dass es ein besseres System gibt: eines, in dem die Wirtschaft und die menschlichen Bedürfnisse nicht auf einen Kollisionskurs gegeneinander gebracht werden. Wir brauchen ein System, das zur Erfüllung unserer Bedürfnisse gemacht ist, nicht für die Profite einiger weniger. Wir brauchen den Sozialismus.

Wenn dieses Wirtschaftssystem es nicht überleben kann, sicherzustellen, dass Millionen von uns nicht an einer Pandemie sterben, dann hat dieses Wirtschaftssystem den Tod verdient. Es verdient es, in die Mülltonne der Geschichte geworfen zu werden, und dass sich die Kinder künftiger sozialistischer Generationen fragen, wie wir in einem so grausamen und unlogischen System leben konnten.

Der Kapitalismus wird diese Krise nicht heilen.

KlasseGegenKlasse betont die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Arbeiter*innen und Unterdrückten. Schickt uns eure Geschichten und Erfahrungen an info@klassegegenklasse.org und nutzt den Hashtag #CoronaRealität.

Dieser Artikel erschien in leicht veränderter Form zuerst am 24. März 2020 auf Englisch auf unserer Schwesterseite LeftVoice.

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