Live aus Paris: Klima-Demonstrierende eingekesselt

29.11.2015, Lesezeit 3 Min.
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Augenzeugenbericht live aus dem Polizeikessel: Repression und Haft unter freiem Himmel am Platz der Republik

„Wir waren trotz des Verbots mehrere tausende an diesem Nachmittag am Platz der Republik, um den Maskenball der COP und den Notstand anzuprangern. Nach der Menschenkette haben sich alle auf dem Platz versammelt. Gemeinsam mit mehreren hundert Genoss*innen der NPA und von Ensemble sind wir über Oberkampf (U-Bahn-Station in der Nähe des Platz der Republik) mit einem Spruchband, auf dem „Ihre Kriege, unsere Tote – nieder mit dem Notstand“ und für das Klima stand, angekommen. Zuerst versuchten die Bullen uns daran zu hindern, aber dann haben wir uns über den Gehweg vorbeigeschlichen. Auf dem Platz angekommen haben wir uns dafür entschieden, eine Demo rund um den Platz zu machen, viele folgten uns, um zu zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Wir sind einmal um den Platz gelaufen, dann hat das CRS [französische Bereitschaftspolizei] uns angegriffen und uns mit Tränengas beschossen, woraufhin wir zurückgedrängt wurden. Sie haben uns nach und nach gekesselt, sie waren überaus viele und hatten Busse, Helikopter, Schlagstöcke, Tränengas und Pfefferspray.

Aber sie ließen uns nicht gehen. Alle Zufahrtswege waren blockiert und sie kesselten uns immer mehr in Richtung der Straße Rue du Faubourg du Temple mit Schutzschildern und Polizeibussen. Wir sind dort noch immer, nun seit mehr als drei Stunden. Anfangs waren wir um die 150, darunter auch die Sprecher*innen der NPA, Olivier Besancenot und Christine Poupin, sowie Genoss*innen von Ensemble und Alternative Libertaire. Das ist sicherlich eine beabsichtigte Festnahme und das unter freiem Himmel. Nach einer halben Stunde haben sie dann angefangen uns zu schubsen und einzeln Genoss*innen herauszuziehen. Ich habe eine Frau gesehen, die sehr brutal an ihrem Schal gezogen wurde, bis sie erstickt umgefallen ist. Einem Freund, der ungefähr sechzig Jahre alt, wurden die Brillengläser zerschlagen. Ein anderer wurde auf dem Boden weggezogen. Nachdem sie so vielleicht achtzig Leute herausgezogen hatten, hörten sie auf und seit zwei Stunden stehen wir uns Gesicht an Gesicht gegenüber, gefangen in ihrer Mausefalle. Sie werden uns bestimmt alle mitnehmen, aber sie wollten uns noch ein wenig schmoren lassen. Wir warten also darauf, herausgezerrt zu werden. Gerade haben sie zwei neue Polizeibusse angekarrt.“

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