„Alle Kopierer stehen still“ – Streiks der studentischen Beschäftigten gehen weiter

14.02.2018, Lesezeit 4 Min.
1

Am Mittwoch haben fast 200 studentische Beschäftigte durch die Freie Universität demonstriert. Es war ihr achter Warnstreiktag im Kampf für einen neuen Tarifvertrag (TVStud).

„Alle Kopierer stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Eine leichte Abwandlung eines uralten Liedes der deutschen Arbeiter*innenbewegung stand auf einem Transparent vor der Freien Universität Berlin. Die studentischen Beschäftigten waren erneut im Streik – sie arbeiten an den Berliner Hochschulen in den Bibliotheken, in der Forschung und Lehre und in der Verwaltung. Nicht nur die Kopierer hängen von ihnen ab. Ihr Motto lautet: „Ohne uns läuft hier nix!“

„Der FU-Präsident Peter-André Alt hat gestern bei einem Protest gesagt, dass wir ganz vernünftig bezahlt werden“, sagte Lucas Laier in einer Rede. Die Forderung wird seit Jahren erhoben – schließlich haben die studentischen Beschäftigten seit 2001 keine Lohnerhöhung bekommen. In den Verhandlungen mit den Hochschulen blockiert die FU am stärksten. „Wir werden nicht gehört“, so Laier. Deswegen demonstrierten die Streikenden hin zum Henry-Ford-Bau, wo gerade der Erweiterte Akademische Senat der FU tagte.

Ronald Tamm vom Botanischen Garten sagte: „Seit dem 1. Januar bin ich auch Beschäftigter der FU Berlin.“ Früher hat er bei einer Tochterfirma gearbeitet, die die FU extra gegründet hatte, um die Löhne zu drücken. Nach einem jahrelangen Arbeitskampf haben die „Harten vom Garten“ ihre Wiedereingliederung erkämpft. „Haltet durch, und ihr werdet euer Ziel erreichen“, so Tamm.

Am Donnerstag und Freitag werden weitere Warnstreiks stattfinden. Am 16. Januar war der erste Warnstreik, der Arbeitskampf läuft also seit fast genau einem Monat. In der ganzen Zeit haben die Hochschulen kein besseres Angebot vorgelegt. Hovhannes Geworkian erinnerte daran, dass die Kampagne bis zu 1.500 Menschen mobilisiert hat. „Wir werden weiter streiken!“, rief er.

Im Akademischen Senat wollten sich gerade Bewerber*innen für die Präsidentschaft der Freien Universität vorstellen. Die studentischen Beschäftigten wollten in diese öffentliche Sitzung hinein, aber wurden zuerst durch bewaffnete Polizist*innen aufgehalten.

In der Sitzung sprachen sich Vertreter*innen der Studierenden sowie des Gesamtpersonalrats für eine Lohnerhöhung für die studentischen Beschäftigten aus. Aber von den Verantworlichen gab es nur leere Floskel. Peter-André Alt wünschte sich eine „gütliche Lösung“ in den nächsten Wochen, von den Professor*innen kamen Phrasen über „Wertschätzung“, aber nichts über finanzielle Wertschätzung. Kanzlerin Andrea Bör meinte einerseits, dass ein neues Angebot mit den anderen Hochschulen abgestimmt sei – und gleichzeitig, dass dieses Angebot erst übermittelt wird, wenn die Gewerkschaften an den Verhandlungstisch zurückkehren.

„Wir werden so lange weiterstreiken, bis es ein verhandelbares Angebot gibt“, erklärte Sophie Obinger. Ihre Kolleg*innen applaudieren.

Kleiner Nachtrag:

Eine Vertreterin des AStA fragte in der Sitzung, weshalb das Hauptgebäude nach einem glühenden Antisemiten Henry Ford benannt sei. Der AStA hatte bereits 2007 eine Namensänderung angeregt, aber mehr als zehn Jahre später prangert der Name des Hitler-Bewunderers und Juden*Jüdinnen-Hassers weiter auf der größten Universität in der deutschen Hauptstadt. Auch hierzu gab es nur leere Floskeln: Man müsse „Menschen anderer Meinung tolerieren“ (!), sich „Gedanken darüber machen“, „eine Diskussion führen“ und „genau prüfen“. Die Umbenennung sollte nur im „äußersten Fall“ in Frage kommen. Vor einigen Jahren hatte die FU-Leitung behaupten, das Gebäude sei in Wirklichkeit nicht nach Henry Ford, sondern nach seinem gleichnamigen Sohn benannt. Darauf gibt es keine Hinweise in den Archiven.

Mehr zum Thema