Yasmin Fahimi: Aus der SPD-Führung an die DGB-Spitze
Yasmin Fahimi soll neue DGB-Vorsitzende werden. Doch noch sitzt sie für die SPD im Bundestag und ist Mitglied des Parteivorstands. Ein sehr schlechtes Zeichen für die Zukunft der Gewerkschaftsbewegung.

Eine Sozialdemokratin an der Spitze der deutschen Gewerkschaften: Ungewöhnlicher als die Parteizugehörigkeit ist das Geschlecht von Yasmin Fahimi. Schließlich ist auch der scheidende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Reiner Hoffmann seit Jahrzehnten SPD-Mitglied – genauso wie seine zehn Vorgänger seit der Gründung des DGB 1949. Eine Frau hat es auf dem Vorsitz des DGB hingegen noch nicht gegeben.
Dennoch symbolisiert die Nominierung Fahimis durch den DGB-Vorstand nach der rund halbjährigen Suche mehr als nur einen Geschlechterwandel. Denn Fahimi ist alles andere als ein einfaches Parteimitglied. Nach ihrer Tätigkeit als Gewerkschaftssekretärin bei der IG BCE startete die Diplom-Chemikerin 2014 eine beachtliche Parteikarriere. Bis 2015 war sie Generalsekretärin der SPD, dann Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium unter Andrea Nahles. 2017 und 2021 errang sie bei den Bundestagswahlen im Wahlkreis Hannover-Süd ein Direktmandat. Aktuell sitzt sie zudem im Bundesvorstand der SPD.
Als Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes soll Fahimi die Interessen von rund sechs Millionen Beschäftigten gegenüber der Bundesregierung vertreten. Klar ist mit ihrer Nominierung aber: eine so dringend nötige Opposition der Gewerkschaftsführungen gegen die SPD-geführte Regierung wird es auch weiterhin nicht geben. Ganz im Gegenteil. Wie eng die Gewerkschaftsbürokratie mit der Regierung verschmolzen ist, hätte kaum deutlicher werden können. Umso mehr drängt sich die Notwendigkeit auf, an der Basis der Gewerkschaften eine oppositionelle Strömung zu entwickeln – oppositionell gegenüber der Regierung, aber auch gegenüber der gewerkschaftlichen Bürokratie, die mit ihr verwachsen ist.
Offiziell gewählt wird die Vorsitzende auf dem Bundeskongress des DGB im Mai von den rund 400 Delegierten der acht Mitgliedsgewerkschaften. Die Wahl gilt als Formsache.
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