Wer bezahlt die Schäden in Hamburg? Nachfrage bei einem linken Versicherungsmakler

12.07.2017, Lesezeit 2 Min.
Gastbeitrag

Die Hamburger Innenstadt gleicht einem Trümmerfeld – so klingt es zumindest, wenn man in diesen Tagen Zeitung liest. Bürgerliche Medien und Politiker*innen zeigen sich endlos besorgt über Autobesitzer*innen und kleine Gewerbetreibende, die ihr Hab und Gut verloren haben. Ein linker Versicherungsmakler sagt: Unsinn.

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Michael Prütz verkauft Versicherungen in Berlin-Kreuzberg seit 30 Jahren. Außerdem ist er seit 1968 in der radikalen Linken in (West-)Berlin aktiv. Immer wieder tritt er als Anmelder der revolutionären 1. Mai-Demonstration in Erscheinung. Also ein Mensch, der viel über Krawalle und auch die Folgen weiß. Am Montag schrieb er auf Facebook:

Unbeschadet der politischen Debatte möchte ich mal auf die tatsächlichen Schäden und ihre Regulierung hinweisen. Natürlich wird jetzt in der Presse das Bild der verarmten alleinerziehenden Mutti gezeichnet, die durch das abgebrannte Auto nun völlig am Ende ist. Natürlich Unsinn.

95 Prozent aller Autobesitzer*innen sind teilkaskoversichert. Ist das Auto abgefackelt, übernimmt die Teilkaskoversicherung die gesamten Kosten. Ebenso bei Glasbruch. Die Prämie steigt nicht.

Natürlich haben Ladenbesitzer*innen eine Geschäftsversicherung. Die zahlt bei Glasbruch. Hat ein „Randalierer“ den Laden betreten, gilt das als Einbruch und der wird umfänglich bezahlt. Ebenso versichert ist der Vandalismusschaden in vollem Umfang. Kann das Geschäft zum Beispiel eine Woche nicht öffnen, wird zusätzlich der Umsatzausfall bezahlt. Selbstverständlich steigt deswegen keine Prämie. Hat ein „Randalierer“ die Herausgabe eines Handys verlangt, ist das Raub und wird über die Hausratversicherung bezahlt.

Natürlich ist die Bürokratie nervend. Aber kein Mensch soll mir erzählen, dass die Randale zur völligen Verarmung der Geschädigten führt. Kollegin Kellermann und ich haben in unserer Versicherungsagentur täglich mit solchen Schäden zu tun. Und das seit 30 Jahren.

Ist es nicht komisch, dass die bürgerlichen Politiker*innen sich plötzlich Sorgen machen um alleinerziehende Mütter, weil möglicherweise ihre Autos abgefackelt wurden? Wie wäre es mit Sorgen, dass sie nur Teilzeitjobs bekommen? Beim Jobcenter aufstocken müssen? Keine Kitaplätze finden? Das sind alles wesentlich größere Probleme für arbeitende Frauen mit Kindern in diesem Land als randalierende Autonome.

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