Weiße Selbstjustiz setzt Mordserie an Schwarzen fort: George Floyds Tod löst Protest aus

27.05.2020, Lesezeit 5 Min.
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George Floyd wurde von einem weißen Polizisten getötet, der ihn für zehn Minuten erstickte. Floyd wiederholte, er könne nicht atmen und Umstehende forderten die Polizisten auf, aufzuhören.

Gestern ermordete die Polizei von Minneapolis George Floyd, einen Schwarzen Mann um die 40. Ein Video zeigt Derek Chauvin, einen weißen Polizisten, der sein Knie in Floyds Nacken drückt, während Floyd ihn anfleht, von ihm herunterzugehen, wobei er Chauvin wiederholt sagt, dass er nicht atmen kann und dass er am ganzen Körper Schmerzen verspürt. Chauvins Partner, Tou Thao, muss mit ansehen, wie Floyd nach Luft ringt und bewusstlos wird während Umstehende Chauvin anschreien, er solle sein Knie anheben. In den ekelhaften Aufnahmen drückt Chauvin sein Knie insgesamt fast zehn Minuten lang auf Floyds Hals – sogar lange nachdem Floyd ohnmächtig geworden war und sogar als Umstehende die Beamten anflehen, Floyds Puls zu kontrollieren.

George Floyd wurde zum Tode verurteilt. Sein angebliches „Verbrechen“ war es, einen gefälschten Scheck zu benutzen, um zu versuchen, Lebensmittel zu kaufen. Der Fall verkörpert auf brutale Weise die Kriminalisierung von Armut und Marginalisierung, die in einem vom und für das Kapital geschaffenen Strafrechtssystem vorherrschend ist. Die Polizei handelte in diesem Fall so, wie es ihre Aufgabe ist: als die Beschützer*innen des Privateigentums – in diesem Fall der Lebensmitteleinkäufe – und als institutionelle Vollstrecker*innen des anti-Schwarzen Rassismus. Die Polizeibehörde von Minneapolis hat bereits versucht, Floyd zu dämonisieren als sie behauptete, der unbewaffnete Mann habe gegen die „Festnahme Widerstand geleistet“ und sei „möglicherweise unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol“ gewesen. Während er Floyd erstickte, sagte einer der Beamten zu den Umstehenden: „Das ist der Grund, warum ihr keine Drogen nehmt, Kinder“. Ein Umstehender antwortete: „Hier geht es nicht um Drogen, Bruder. Er ist ein Mensch“.

Dieser staatlich sanktionierte Mord findet vor dem Hintergrund einer unaufhörlichen Mordserie an Schwarzen Menschen durch den Staat und weiße Vigilant*innen (Selbstjustizler*innen) statt. Der Mord an Floyd reiht sich also in eine wachsende Liste von Fällen ein, die in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen haben: Ahmaud Arbery, Sean Reed und Breonna Taylor, um nur einige zu nennen.

In zunehmendem Maße wird der Staat diese Vorfälle denunzieren, um die öffentliche Wut zu unterdrücken. Es dauerte Monate, die Mörder von Ahmaud Arbery zu verhaften, aber als ein Video seiner Ermordung auftauchte und der öffentliche Druck zunahm, kam es schnell zu Zugeständnissen. Die Tatsache, dass die Ermordung von George Floyd gefilmt wurde, hat ebenfalls schnelle Reaktionen hervorgerufen. Amy Klobuchar – eine ehemalige Bezirksstaatsanwältin, die einen Schwarzen Teenager lebenslänglich ins Gefängnis schickte – hat sich bereits positioniert und das FBI – kein Freund der Schwarzen Bevölkerung, der Arbeiter*innenklasse und der Linken – eine Untersuchung eingeleitet. Auch Ilhan Omar der Demokratischen Partei verurteilte den Mord. Doch haben sie sich alle mit dem kapitalistischen Staat verbunden, der Polizist*innen braucht, um die Arbeiter*innenklasse, die Armen und People of Color(1) zu kontrollieren.

In diesem schrecklichen Fall konnte eine Gruppe von Passant*innen nur zusehen, wie Polizisten einen Mann ermordeten: Eine Frau merkte an, wie absurd die Idee ist, die Polizei zu rufen, um die Polizei zu stoppen. Als sich ein anderer Mann auf die Polizei zubewegte, griffen die Polizisten nach ihrem Pfefferspray. Die Beamten, die rassistische Institution der Polizei und der Staat, der sie einsetzt, müssen für den Tod von George Floyd und für die zahllosen anderen Todesfälle, Ungerechtigkeiten und Demütigungen, die durch ihre Hand begangen wurden, zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Polizei hat immer wieder gezeigt, dass sie die Feinde von People of Color und der Arbeiter*innenklasse sind. Sie dient dem Kapital und muss abgeschafft werden.

Am vergangenen Dienstagabend protestierten Tausende von Menschen auf den Straßen von Minneapolis gegen den Mord an Floyd. Wenn man sich Videos ansieht, wird deutlich, dass die Massen versuchen, die Maßnahmen des Social Distancing einzuhalten. Sie tragen Masken während sie in der Mitte einer viel befahrenen Straße in Minneapolis stehen und sie blockieren.

Die Demonstrant*innen marschierten von dort aus zur Polizeiwache von Minneapolis. Die Reaktion der Polizei, Tränengas zu werfen hatte nur begrenzt Erfolg, da alle aufgrund des Coronavirus eine Gesichtsmaske trugen. Daraufhin schossen die Polizist*innen mit Gummigeschossen auf die Demonstrant*innen, woraufhin Steine auf die Polizist*innen geworfen wurden.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Geist von Ferguson und Baltimore in der Luft liegt. Der Geist Schwarzer Jugendlicher, die es leid sind, dass Polizist*innen sie schikanieren und töten, ist entfacht worden. Wir schließen uns ihrem Aufruf an.

Gerechtigkeit für George Floyd!
Verhaftet die mörderischen Polizist*innen!

Arbeiter*innen und Unterdrückte müssen sich gemeinsam organisieren, um Rassismus zu bekämpfen, für die Zerschlagung der Polizei und eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Fußnoten
(1) People of Color ist ein Bündnisbegriff, der Verbindungslinien zwischen Menschen herstellt, die Rassismuserfahrungen machen (FemoCo 2013). Der Begriff wird jedoch auch kontrovers diskutiert und wird neben zahlreichen anderen Selbstbezeichnungen aus unterschiedlichen Communities verwendet, die eigene Alternativen zu rassistischen Fremdbeschreibungen entwickelt haben.

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