Wasserschaden und hohe Mieten – Warum wir Deutsche Wohnen enteignen müssen

24.02.2021, Lesezeit 4 Min.
Gastbeitrag

Seit Jahren steht Deutsche Wohnen wegen untragbarer Wohnverhältnisse in der Kritik. Jetzt geht das Volksbegehren zur Enteignung großer Immobilienkonzerne in die nächste Runde. Ein Mieter berichtet.

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Foto: James R Poston / shutterstock.com

Meine Wohnsituation, bevor ich in einer Wohnung der Deutsche Wohnen gelebt habe, war auch schon echt scheiße, typisch Berlin eben. Wir waren fünf Menschen in einer 2,5-Zimmer-Wohnung. Die zwei Pärchen, mit denen ich zusammen gewohnt habe, lebten je in einem Zimmer, ich habe in der Wohnküche auf dem Sofa geschlafen, trotz 40 Stunden Woche. Als die Vermieter dann die Wohnung nicht länger vermieten, sondern verkaufen wollten, mussten wir raus.

Die einzige Wohnung, die wir gefunden haben, wurde durch Helvetica (gehören zur Deutsche Wohnen) vermietet. Diesmal drei Zimmer für fünf Leute, zwei Stationen vorm Ende der U6 in Tempelhof. Dort haben wir ungefähr ein Jahr gewohnt, die Bedingungen waren alles andere als gut. Ich war zwar froh, endlich nicht mehr im Wohnzimmer schlafen zu müssen, hatte aber trotzdem nur neun Quadratmeter als Fläche für mich. Die Zimmer, in denen je zwei Personen geschlafen haben, waren aber auch nicht größer als 20 Quadratmeter.

Die Kontakte, die wir bei Problemen anrufen sollten, waren so gut wie nie erreichbar. Wir hatten zweimal einen Wasserschaden in der Wohnung, weil wir auf der untersten Etage gewohnt haben und bei uns als einzigen kein Gegenpumpventil eingebaut war. Wir haben nach dem ersten Wasserschaden, bei dem stinkendes Abwasser in unserer Küche und im Flur stand, versucht die Vermietung zu erreichen – ganz lange vergebens. Als dann endlich jemand von einer Firma geschickt wurde, hat die Person zwar das stehende Wasser abgelassen – aber das eigentliche Problem, das fehlende Ventil, nicht behoben – obwohl klar war, dass der Wasserschaden daher kam und dass das auch ohne das Ventil nochmal passieren könnte.

So kam es dann auch, kurze Zeit später war die Wohnung schon wieder mit braunem, stinkendem Wasser überflutet. Auch beim zweiten mal konnten wir sehr schwer jemanden erreichen, auch beim zweiten mal wurde das eigentliche Problem, obwohl es ja bekannt war, nicht behoben. Ich habe dann einmal Mietminderung beantragt, ich habe zu der Zeit eh meistens bei meiner Freundin geschlafen, weil ich nicht in dieser Wohnung sein wollte und dachte, dass es ja bei doppeltem Wasserschaden und Abwassergestank in der Wohnung machbar sein müsste, weniger zu zahlen. Beim Beantragen von Mietminderung muss man nachweisen können, dass die Wohnlage durch Verschulden bzw. Unterlassen von Reparaturen seitens des Vermieters erheblich beeinträchtigt ist. Die Wohnlage muss dauerhaft beeinträchtigt sein – weil das Wasser ja zwischenzeitlich abgelaufen ist, war da nichts zu machen, höchstens etwas für die Wasserflecken und den Geruch. Das ganze war so viel bürokratischer Aufwand und auch wenig aussichtsreich, dass ich neben 40 Stunden Woche einfach keine Kapazitäten mehr hatte, mich darum zu kümmern.

Netzempfang gab es in dieser Wohnung so gut wie nicht, nur neben der Tür in den Hof. Wie das während Corona geworden wäre, wo ich im Zuge meiner Ausbildung nicht in die Schule gehe, sondern Online-Lehre habe, will ich mir garnicht ausmalen.

Als die Pärchen sich getrennt haben, weil in einem kleinen Zimmer zusammenleben einfach auch sehr belastend für eine Beziehung sein kann, mussten wir aus der Wohnung raus. Fünf junge Menschen, die je ca. 300 Euro zahlen ist ok – drei, die je 500 Euro zahlen war nicht machbar. Ich bin Azubi im Einzelhandel, ⅔ meines Gehaltes wären einfach für Miete draufgegangen, das ist doch absurd. Mit Mietendeckel hätte die Wohnung die Hälfte gekostet, das muss man sich mal überlegen – die Hälfte von dem, was wir gezahlt haben, ist reiner Profit für diesen ekelhaft kapitalistischen Konzern, der sich null um uns gekümmert hat.

Ich habe dann nochmal kurz einen Monat wo zur Zwischenmiete gewohnt, das war letzten Sommer. Wohnungssuche ist immer stressig in Berlin, war jedoch zur Pandemie fast unmöglich. Jetzt bin ich zu meiner Freundin gezogen, wir teilen uns ein Zimmer. Ich hatte Glück, dass es diese Option für mich gab, so hatte ich einen Plan B für den (dann auch eingetretenen) Fall, dass ich einfach nichts finde.

Ich finde es absolut richtig, Konzerne wie die Deutsche Wohnen zu enteignen, die mit meinem Recht auf Wohnraum Profit machen. Es fühlt sich für mich aber nicht richtig an, diesen Konzernen auch noch Entschädigung für ihr ausbeuterisches Verhalten zu zahlen.

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