„Wahre Kosten“ oder das falsche Gesicht von Penny

03.08.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Jan von nebenan / Shutterstock.com

Laut Statistik müssen immer mehr Menschen in Deutschland bei den Lebensmitteln sparen, währenddessen macht Penny mit einer recht zynischen Aktion Schlagzeilen.

Die europäische Behörde Eurostat hat eine Statistik veröffentlicht, laut dieser es 11,6 Prozent der Menschen in Deutschland nicht möglich ist, innerhalb von zwei Tagen mindestens eine vollwertige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Besonders trifft dies Alleinerziehende, bei denen es sich 19,3 Prozent nicht leisten können. Vergleicht man die Statistik mit dem Vorjahr — 10,5 Prozent in der Gesamtbevölkerung, 16,7 Prozent bei Alleinerziehenden — fällt auch hier die Inflation und die zusätzliche Belastung für Alleinerziehende auf. Die Inflation trifft besonders die Arbeiter:innenklasse, während die Konzerne mit riesigen Gewinnen aus der Krise gehen. Während Aufrüstung und Umweltzerstörung immer weiter zunehmen, sollen wir es sein, die für ihre Krise zahlen.

Einer dieser Konzerne — dessen Mutterkonzern 2021 zwei Milliarden Euro Umsatzwachstum hatte — Penny, kam indessen auf eine Idee: Wahre Kosten. Neun alltägliche Produkte kosten eine Woche lang zusätzlich zum gängigen Preis einen Aufschlag. Dieser wurde von Wissenschaftler:innen der Technischen Hochschule Nürnberg anhand von CO2-Ausstoß sowie sonstigen Umwelt- und Gesundheitsschäden berechnet. So kostet die Packung Wiener Würstchen 6,01 Euro statt 3,19 Euro, eine Packung Mozzarella 1,55 Euro statt 0,89 Euro. Die Produkte werden bis zu 94 Prozent teurer. Die Einnahmen aus den Mehrkosten sollen Penny zufolge an ein Projekt für Klimaschutz und den Erhalt von „familiengeführten“ Höfen gehen.
„Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln“, sagt Penny-Manager Stefan Görgens.

Während also immer mehr Menschen in diesem Land sich es nicht leisten können, regelmäßig ausgewogen zu essen, hält es Penny für eine gute Idee, die Kosten für ihre Umweltzerstörung und die Gesundheitsschäden, die ihre Produkte anrichten, auf die Verbraucher:innen abzuwälzen. Dabei mag es für Grögens und andere Bosse recht egal sein, ob ein paar Lebensmittel halt das Doppelte kosten. Währenddessen stellt sich die Frage, ob man mehr „für die Umwelt“ zahlen möchte, für ihre Arbeiter:innen aber nicht. Sie werden durch Inflation zum Verzicht gezwungen, während Konzerne wie Penny sich nicht nur an der Krise bereichern, sondern auch diesen Planeten nachhaltig zerstören. Es ist zynisch von Penny, sich damit als umweltbewusst zu inszenieren. Ihre Kampagne zieht darauf ab davon abzulenken, welche Mengen an CO2 und Müll von kapitalistischen Unternehmen wie Penny produziert werden.

Einzelkonsumentscheidungen werden an der Klimakatastrophe nichts ändern und es bringt auch nichts, sich ein besseres Gewissen durch irgendwelche Ablasszahlungen zu erkaufen. Die Konzerne, die sowohl mit ihren Produkten als auch mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, die Schaden an Umwelt und Gesundheit anrichten, sind zur Verantwortung zu ziehen. Die Kosten für die Abwendung der Klimakrise müssen durch die Unternehmenssteuer von den Konzernen gezahlt werden, die sie zu verantworten haben. Jedoch wird die Abwendung der Klimakrise nicht innerhalb dieses Systems stattfinden. Die Konzerne und Betrieben müssen unter Arbeiter:innenselbstkontrolle gestellt werden.

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