Von der Farce zur Tragödie: Žižek unterstützt Trump

05.11.2016, Lesezeit 3 Min.
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In einem kürzlich veröffentlichten Interview sagte der berühmte Philosoph und Hauptredner beim Left Forum, dass er bei der Wahl für Trump stimmen würde. Er meinte das ernst.

In einem kürzlich veröffentlichten Interview sagte der berühmte Philosoph, dass er bei der Präsidentschaftswahl in den USA für Trump stimmen würde, wenn er in den USA wählen dürfte. Vor einem halben Jahr war Žižek noch Hauptredner beim Left Forum, einem der wichtigsten Treffen der US-amerikanischen Linken. Er meinte seine Unterstützung für Trump ernst und nicht ironisch, wie viele andere Behauptungen. Laut Žižek würde ein Sieg Trumps, auch wenn dieser „widerlich“ sei, ein „großes Erwachen“ auslösen. Es würde für das politische System einen fundamentalen Schock bedeuten und neue politische Phänomene erscheinen lassen.

Seine Äußerung kommt nach einer ganzen Reihe von Aussagen über die Flüchtlingskrise in Europa, die eher dem rechten Lager zugeordnet werden können. Einige amerikanische Wähler*innen könnten nun verunsichert sein durch einen slovenischen Philosophen, den sie eher für einen Linksradikalen halten. Das Statement von Žižek muss von der radikalen Linken zurückgewiesen werden.

Seine Aussage basiert auf einer katastrophistischen und akzelerationistischen Haltung. Trump ist ein reicher, unberechenbarer Kandidat für die herrschende Klasse und große Teile der US-Elite fürchten Trump. Ihn ins Weiße Haus zu hieven und ihn dort auffliegen zu lassen, könnte möglicherweise die Dinge zum Vorteil der Linken neu ordnen, so Žižeks Annahme.

Wir können jetzt jedoch nicht voraussagen, wie eine solche Neuordnung ausfallen würde. Aber wir wissen, dass die Linke organisiert und vorbereitet sein muss, die Unterstützung der Arbeiter*innenklasse und der Unterdrückten haben muss, um in Krisen intervenieren zu können. Wir können nicht den widerlichen Rassismus und Sexismus unterstützen, der uns spaltet und uns in unseren Kämpfen schwächt. Wir müssen immer auf der Seite der Unterdrückten stehen, unabhängig bleiben und für einen wirklichen linken Ausweg aus der Krise kämpfen.

Selbst wenn Trump für die herrschende Klasse eine Katastrophe wäre, wäre er doch auch für uns eine Katastrophe sein, wenn wir nicht die Grundlagen für eine eigene linken Intervention geschaffen haben. Unsere Unabhängigkeit von allen bürgerlichen Fraktionen zu opfern und dazu noch den rassistischsten Flügel zu unterstützen wird uns nicht auf die Krisen und Kämpfe vorbereiten, die noch vor uns liegen.

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