USA: Die Bewegung gegen Waffengewalt an einem Scheideweg

27.03.2018, Lesezeit 3 Min.
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In Washington, Los Angeles, New York, Boston und anderen wichtigen Städten der USA demonstrierten Hunderttausende, meist Jugendliche, gegen Waffengewalt in Schulen. Die Bewegung steht an einem Scheideweg: Den Polizeistaat und die Demokratische Partei stärken oder ein unabhängiges Programm gegen staatliche Gewalt aufstellen?

Am vergangenen Samstag gingen in den Vereinigten Staaten Hunderttausende auf die Straße, um gegen Schießereien an Schulen und Waffengewalt zu demonstrieren. Es war eine der größten Mobilisierungen in der Trump-Ära.

Im Zentrum der Mobilisierung stehen Schüler*innen, die die Gewalt in ihren Schulen satt haben, besonders jene, die das Parkland-Massaker im Februar überlebt haben. 14 Schüler*innen und drei Erwachsene wurden damals getötet. Dabei stellen sie die Forderung nach einer strengeren Waffengesetzgebung auf.

Damit gehen jedoch zahlreiche Probleme einher, wie die Aktivistin Tatiana Cozzarelli kürzlich in einem Artikel auf Left Voice, der englischsprachigen Schwesterseite von Klasse Gegen Klasse, zum Ausdruck brachte. Darin erklärt sie, weshalb sie die „Walkouts“ der Schüler*innen, also das Verlassen des Unterrichts in Protest, gerne unterstützen würde, aber ihre Forderung nach restriktiveren Waffengesetzen nicht mittragen kann.

Sie schreibt:

Tausende von Jugendlichen verließen ihre Schulen, um strengere Waffengesetze zu fordern. Während ich ihren Mut und ihre Mobilisierung begrüße, kann ich die Forderung nach strengeren Waffengesetzen nicht unterstützen. […] Ich kann das nicht, weil ich weiß, was strengere Waffengesetze für Schwarze Menschen in Amerika bedeuten. Ich kann das nicht, weil ich nicht den größten Massenmörder der Welt – die US-Regierung – unterstützen will, damit er die Kontrolle darüber ausweitet, wer Waffen tragen darf und wer nicht. […] Die Frage nach strengeren Waffengesetzen in den USA war eine Möglichkeit, die schwarze Bevölkerung zu entwaffnen und zu kriminalisieren, sowie rechte Gruppen zu ermächtigen, die im Bündnis mit der Polizei Schwarze Menschen terrorisiert und ermordet haben. […] An die Jugendlichen, die demonstriert haben – ich begrüße euren Mut, die Mobilisierungen voranzutreiben, euren Wunsch, die Dinge zu ändern. Ich will an eurer Seite kämpfen, gemeinsam mit euch marschieren, gemeinsam mit euch streiken. Zusammen sollten wir uns eine andere Welt vorstellen, ohne dieNational Rifle Associationund die Unternehmen, deren politische Vertreter*innen die Demokraten und Republikaner sind. Wir sollten für eine Welt kämpfen, in der jede*r eine sichere und qualitativ hochwertige Schule besuchen kann, egal ob sie*er in Parkland, Florida oder im Irak lebt. Ich denke nicht, dass der Weg, dies zu erreichen, darin besteht, auf strengere Waffengesetze zu drängen, sondern vielmehr darin, gegen diejenigen zu kämpfen, die Gewalt monopolisieren und sie gegen Nicht-Weiße und Arbeiter*innen in den USA und auf der ganzen Welt einsetzen.

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