Unis beuten Studierende aus: So schlimm ist die Arbeit als SHK

13.06.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: mlk.nt.lg / Shutterstock.com

Studentische Hilfskräfte (SHKs) sind an einer Hochschule angestellt und arbeiten dort zu horrenden Bedingungen parallel zu ihrem Studium. Wir haben dazu aufgerufen, unserer Zeitung Erfahrungsberichte zu schicken, die wir an dieser Stelle veröffentlichen.

60- bis 70-Stunden-Woche

Diese Woche habe ich 44,5 Stunden gearbeitet, davon zweimal 12 Stunden am Stück mit nur 20 Minuten Pause, weil die Konferenz durchgängig technisch betreut werden musste. Von den 44,5 Stunden werden 10 Stunden bezahlt. Beim Rest bleibt unklar, wie das gehandhabt wird, weil Auszahlung nicht geht und wir auch nicht fehlen können für die weitere Seminar-Betreuung.
Zusätzlich hat man noch einen anderen Job, weil man von dem Gehalt für die 10 Stunden nicht leben kann und man soll ja eigentlich noch studieren. Das macht dann schnell was diese Woche konkret jetzt betrifft, eine 60- bis 70-Stunden-Woche.

„Urlaub habe ich nie genommen“

Ich bin seit einem Jahr PhD-Student, habe aber dreieinhalb Jahre als SHK gearbeitet.
Es ging meistens schon beim Unterzeichnen der Verträge los. Das war meistens so kurzfristig, dass der Vertrag erst einen Monat später startete und dafür (meistens) einen Monat länger ging. Teils aber auch nur zwei Wochen. Während des ersten Monats habe ich schon gearbeitet und gehofft, dass mit den Verträgen alles klappt. Die Klausurkorrektur war meistens außerhalb der Vorlesungszeit, also in dem Monat, der mit dran gehangen wurde. Mir wurde dann gesagt, dass das halt dazu gehöre, da in der ersten Woche „eh nicht so viel Arbeit ansteht“.
Ich wurde auch noch nie für die Korrektur einer Nachklausur bezahlt und habe teils sogar Nachklausuren von Vorlesungen korrigiert, bei denen ich nie angestellt war.
Als dann eine Mindestlohnerhöhung kam, wurden meine Stunden (weil ich damals auf 450-Euro-Basis angestellt war) herunter gesetzt, aber das Arbeitspensum blieb gleich. Ich habe also durch die Mindestlohnerhöhung unter’m Strich weniger bekommen.
Von den ganzen Überstunden muss ich gar nicht anfangen. Urlaub habe ich auch nie genommen, da mir gesagt wurde, dass ich meine Aufgaben dann „halt außerhalb des Urlaubs“ erledigen soll. Das hat mich so wütend gemacht.
Der Umgang mit uns als SHKs war auch fragwürdig. Ich habe Musterlösungen für Übungsserien, die ich kontrollieren und vorstellen sollte, häufig erst Stunden vor dem Tutorium oder danach bekommen. Ich musste also zu der Arbeit, für die ich angestellt war, noch die Musterlösungen vorbereiten. Sowas dauert schnell mal drei Stunden und das jede Woche.
Jetzt im PhD ist es ein bisschen besser, aber immer noch nicht wirklich gut. Ich habe letzte Woche zu meinen typischen 40 Stunden noch drei Vorlesungen vertreten, für die ich kein Skript bekommen habe. Die Profs haben mir nur die Themen gesagt (am Freitag vor der stressigen Woche) und ich musste die ganzen Themen (von denen ich selbst teilweise nicht so viel Ahnung hatte) ausarbeiten. Ich bin dann auf ca. 65 Stunden gekommen.
Und jetzt bin ich der Arsch, weil ich auf ein Seminar fahre und eine Veranstaltung vertreten lassen muss. Das war nur die Spitze des Eisbergs. Es sind noch so viele „kleine“ Sachen passiert, die einfach unprofessionell waren und selbst jetzt ist das schon einiges.

Zwölf Stunden ohne Pause

Ich arbeite 20 Stunden im Monat als SHK, da ich nebenbei noch einen zweiten Job habe (weil ich nur 12 Euro pro Stunde in meinem Job als SHK verdiene) und ich aktuell noch ein Praktikum absolviere. Ich habe aktuell 40 Überstunden. Als Lösung dafür wurde mir angeboten, meine Stunden im Vertrag einfach zu erhöhen, anstatt mir zu ermöglichen, die Überstunden abzubauen und frei zu kriegen. Wie bereits erwähnt, gehe ich aktuell drei Tätigkeiten nach und habe Gründe für die Anzahl von 20 Stunden im Monat.
Ich habe an einem Tag zwölf Stunden am Stück ohne Pause gearbeitet, aufgrund von schlechter Planung. Verständnis gab es dafür nicht. Unsere Tätigkeiten bestehen größtenteils aus banalen Aufgaben, die meinem Bildungsstand (ich stehe kurz vor dem Abschluss meines Bachelors) nicht entsprechen.

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