Übers Bein brechen – Ein Bericht aus den Schulen

19.03.2021, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Während die Inzidenzzahlen einen so hohen Stand erreicht haben wie seit Anfang Februar nicht mehr, sollen Schulen trotz der schnell steigenden Zahlen wieder schrittweise öffnen. Eine Gastautorin berichtet über fehlende Schnelltests, Unsicherheit und wachsende Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung.

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Foto: Rido/ shutterstock.com

Man könnte wortwörtlich übers Bein brechen, wenn man sich die aktuellen Öffnungsstrategien der Schulen bundesweit ansieht. So haben aktuell wieder vermehrt Schulen für Abschlussklassen und Grundschüler:innen geöffnet und das, obwohl die Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten täglich steigen und sich die Lage erneut zuzuspitzen scheint.

Eine Sicherheitsmaßnahme für die Schulen sollen die zur Verfügung gestellten Schnelltests darstellen. Doch diese gibt es in vielen Schulen gar nicht erst. So gibt es an unserer Schule Aussagen von Lehrkräften, die davon ausgehen, dass es bis Ostern gar nicht erst die Möglichkeit geben wird, in den Schulen zu testen. Und das, obwohl Wissenschaftler:innen vermuten, dass durch die rasante Verbreitung der britischen Virusmutation die Inzidenzzahlen bis Ostern Schätzungen zufolge auf 300 steigen könnten. Die Tests seien schlichtweg gar nicht vor Ort oder das medizinisch geschulte Personal würde gar nicht erst erscheinen. Wie viel Risiko soll man für Bildung eingehen müssen?

In Berlin ist die Präsenzpflicht für die Schüler:innen an manchen Schulen ausgesetzt. Wer möchte und kann, darf also in die Schule gehen und wieder dort lernen. Für alle, die aus den verschiedensten Gründen zu Hause bleiben und dort weiter lernen wollen, herrscht jedoch eine neue Ungewissheit und Angst, die Inhalte der Unterrichtsstunden zu versäumen. So könne beispielsweise nicht garantiert werden, dass der Unterricht als Videokonferenz übertragen werde und auch eine Übersendung der Materialien über die SchulCloud durch die Lehrer:innen könne nicht gewährleistet werden. Zeitprobleme der Lehrkräfte und eine fehlende technische Ausstattung, sowie eine ausreichende Bandbreite seien Gründe dafür.

Die Leidtragenden sind alle Beteiligten der Bildung und das aufgrund einer katastrophalen Politik, die Bildung nach wie vor betrachtet, als hätten sie nie eine Schule von innen gesehen. Ein neoliberales System, das Wissen um jeden Preis vermitteln möchte und dabei die Bildungsschere massiv vergrößert, gefährdet die Bildung, Gesundheit und Zukunft vieler Schüler:innen. Es ist nicht erst seit gestern ein Problem, dass viele Schüler:innen durch die Pandemie den Anschluss verlieren oder gar nicht erst die Möglichkeiten besitzen dem Unterricht zu folgen.

Viele Disparitäten im Bereich Bildung verschärfen sich durch die aktuelle Corona Lage nur noch oder werden gar erst sichtbar gemacht. Es muss sich im Bildungssystem grundlegend etwas ändern, damit Wissen und Sprache für alle zugänglich wird. Ob wir uns dabei auf diejenigen verlassen können, die für diese Misere heute verantwortlich sind? Ich bezweifle es. Wahrscheinlich wird es einfacher sein, die Probleme selbst anzugehen, einander noch mehr zu unterstützen und zu sagen, was wir von dieser aktuell desaströsen Situation halten.

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