U-Bahner*innen von São Paulo im Streik

18.01.2018, Lesezeit 2 Min.
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Die U-Bahn-Arbeiter*innen in der brasilianischen Megastadt streiken für 24 Stunden. Der Protest richtet sich gegen Fahrpreiserhöhungen, Entlassungen und die Privatisierung der U-Bahn.

Am Mittwoch Abend stimmten die U-Bahn-Arbeiter*innen von São Paulo für einen 24-Stunden-Streik, um gegen die Privatisierung des U-Bahn-Systems zu protestieren. Es gibt bereits eine privatisierte U-Bahn-Linie in der Stadt. Am Freitag werden zwei weitere Linien zum Verkauf angeboten. Das würde eine Spaltung der U-Bahner*innen bedeuten, wenn einige für den öffentlichen Dienst arbeiten und andere für private Unternehmen.

U-Bahner*innen gehören zu den sichtbarsten und kämpferischsten Sektoren der Arbeiter*innenklasse in Brasilien, und haben im vergangenen Jahr mehr als einmal die Arbeit niedergelegt. Die Regierung von São Paulo bereitet neue Sparmaßnahmen vor, und die Privatisierung der U-Bahn ist ein Angriff auf eine gut organisierte Gruppe von Arbeiter*innen. Laut Datafolha sind sieben von zehn Brasilianer*innen gegen die Privatisierungspläne.

Der Streik richtet sich genauso gegen geplante Fahrpreiserhöhungen. Diese haben in den letzten Jahren in São Paulo zu großen Mobilisierungen geführt, die teilweise brutal von der Polizei unterdrückt wurden.

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São Paulo ist mit fast zwölf Millionen Einwohner*innen die größte Stadt Brasiliens. Das U-Bahn-System ist das zweitgrößte in Lateinamerika mit einer Länge von fast 80 Kilometern und befördert täglich 4,6 Millionen Menschen.

Willkürliche Entlassungen und politische Verfolgung von U-Bahner*innen sind ein weiterer Grund für den Streik. Vor zwei Monaten wurden drei Arbeiter*innen entlassen – eine*r wegen gesundheitlicher Probleme und „geringer Produktivität“ und zwei als politische Vergeltung für den Kampf gegen Outsourcing in der U-Bahn.

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Dieser Kampf findet vor dem Hintergrund einer massiven Wirtschaftskrise in Brasilien statt. Die rechte Regierung versucht, mit einer Reihe von Kürzungsmaßnahmen grundlegende Rechte der Arbeiter*innenklasse wegzunehmen, die über Jahrzehnte erkämpft wurden.

Trotz der Unannehmlichkeiten für Fahrgäste stieß der Streik am Donnerstag Morgen auf große Unterstützung seitens der arbeitenden Bevölkerung. An Streikposten haben die U-Bahner*innen die Gründe für den Kampf erläutert und wurden dafür applaudiert. Auch bekannte Musiker*innen wie Ratos de Porão haben Solidarität ausgedrückt.

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