U-Bahn-Streik legt London lahm – die Bahner*innen folgen heute

10.01.2017, Lesezeit 3 Min.
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Am Montag streikten die Londoner U-Bahner*innen und legten so die Stadt lahm. In den nächsten Tagen folgen Streiks bei der Eisenbahn und am Flughafen. Englands Transportsektor im Aufruhr?

Gestern streikten die Londoner U-Bahner*innen 24 Stunden lang und störten so massiv den Londoner Alltag. Die Mehrheit der U-Bahn-Stationen blieb geschlossen, nur einige der elf U-Bahnlinien waren im Betrieb. Vor den Bussen bildeten sich lange Schlangen und Staus auf den Straßen waren an der Tagesordnung. Die U-Bahn in London hat bis zu 4,8 Millionen Benutzer*innen täglich.

An dem Streik, der von den beiden Gewerkschaften TSSA (der Transport Salaried Staffs‘ Association) und RMT (der National Union of Rail, Maritime and Transport Workers) ausgerufen worden war, beteiligten sich nach Angaben des Guardian 3.700 Arbeiter*innen. 80 Prozent von ihnen sind bei der RMT organisiert. Ihre Arbeitsniederlegung richtete sich gegen erneute Sparpläne, die durch die Schließung von Fahrkartenschaltern und Verringerung von Stationspersonal zur Entlassung von 800 Beschäftigten führen würden. Sie richten sich damit auch gegen die Gefährdung von Mitarbeiter*innen und Fahrgästen durch zu wenig Personal. Denn gerade das Personal auf den Bahnhöfen würde Unfälle verhindern und so Kund*innen und Fahrer*innen gleichermaßen schützen.

Die konservative Regierung attackierte natürlich sofort den Kampf der Arbeiter*innen und versucht ihn zu delegitimieren. Auch der neue Bürgermeister Londons, Sadiq Khan von Labour, beschwerte sich über die Streikenden und warf ihnen vor, die Bewohner*innen Londons unnötig zu belasten. Er hatte unter anderem mit dem Versprechen Wahlkampf gemacht, Arbeitskämpfe im Transportsektor zu beschränken.

Der Streik der U-Bahner*innen ist aber nur der Anfang: Am heutigen Dienstag beginnt nun ein erneuter dreitägiger Streik der Beschäftigten bei Southern Rail – das Bahnunternehmen, welches die Züge von London nach Süden und zum Flughafen Gatwick betreibt. Schon seit einiger Zeit kämpfen sie gegen die Sparpläne des Unternehmens. Dabe kam es auch schon vorher zu Ausfällen, denn die Beschäftigten weigern sich seit Beginn des Arbeitskampfes immer wieder, Überstunden zu machen. Die Zugbegleiter*innen unter ihnen sind ebenfalls bei der RMT organisiert. Sie haben es so teils geschafft, die Option der Wiederverstaatlichung der Bahn für weitere Teile der Bevölkerung ins Bewusstsein zu rufen.

Ebenfalls am heutigen Dienstag beginnt ein zweitägiger Streik bei British Airways – der britische Transportsektor ist also im Aufruhr. Anschließen könnten sich bald auch Beschäftigte bei Arriva Rail North, einem Bahnunternehmen im Norden. RMT-Mitglieder sind dort heute aufgerufen, über künftige Arbeitskampfmaßnahmen abzustimmen. Auch in anderen Bahnunternehmen sind Auseinandersetzungen möglich, denn auch hier werden genau die neuen Züge eingeführt, die auch den Streik bei Southern Rail auf die Tagesordnung brachten.

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