“Tetazo“-Frauenprotest in Argentinien: Nippel gehen die Polizei nichts an!

09.02.2017, Lesezeit 3 Min.
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Nachdem drei Frauen von der Polizei daran gehindert wurden, ohne Brustbedeckung am Strand zu liegen, fand in der argentinischen Hauptstadt Protest gegen die Polizeirepression und für das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper statt. Dazu erschienen auch viele Frauen "oben ohne".

Die drei Frauen wollten entspannt am Strand liegen und den schönen Sommertag im Badeort Necochea genießen. Doch schon bald kam die Polizei und forderte sie dazu auf, ihre Brüste zu verhüllen. Die Begründung: Der „öffentliche Anstand“ sei gestört – damit beriefen sich die Polizisten auf ein Gesetz aus der Militärdiktatur, um die Frauen in ihrer Freiheit einzuschränken. Dass um sie herum Hunderte Männer „oben ohne“ waren, störte die Polizei jedoch überhaupt nicht. Die Ungleichbehandlung und Unterdrückung der Selbstbestimmung der Frauen könnte nicht deutlicher sein.

Deshalb fand am gestrigen Mittwoch ein Protest in der Hauptstadt Buenos Aires und anderen Großstädten Argentiniens statt. Unter dem Motto #Tetazo versammelten sich Hunderte Frauen, mit oder ohne Bikini, bemalt, mit Schildern, Fahnen und vielen Gesängen, in denen sie für ihre Rechte eintraten, sich so zu kleiden, wie sie es wollen.

Brenda Hamilton, Studentin an der Universität von Buenos Aires und Mitglied der sozialistischen Frauenorganisation Pan y Rosas verurteilte das Polizeivorgehen:

Zwanzig Polizisten wurden im Netz berühmt, weil sie drei sich sonnende Frauen des Strandes verweisen wollten. Dieselbe Polizei, die Menschenhandel für sexuelle Ausbeutung von gutheißt, unterstützt und zum Teil direkt organisiert.

Argentinien ist zudem eines der Länder mit den höchsten Raten sexueller Gewalt. Alle 30 Stunden stirbt eine Frau an den Folgen solcher Übergriffe. Hamilton sagte weiter:

Wir verurteilen die Einmischung der Staatsorgane in die persönlichen Entscheidungen von Frauen. Auch deshalb organisieren wir uns, um am 8. März für die Rechte von uns allen massiv auf die Straße zu gehen. Das schaffen wir, wenn wir Frauenkommissionen an den Arbeitsplätzen, Schulen und Universitäten aufbauen. Wenn wir die Gewerkschaften dazu auffordern, nicht mehr still zu halten und sich zum Frauenkampftag am internationalen Streik für Frauenrechte zu beteiligen, an dem schon mehr als 30 Länder teilnehmen.

Im vergangenen Sommer wurden Frauen in Europa daran gehindert, Burkinis zu tragen – mit dem Argument, dass diese ihre Frauenrechte verletzen würden. Jetzt werden Frauen in Argentinien daran gehindert, ohne Bekleidung am Strand zu liegen – mit dem Argument, es würde die Freiheit Anderer einschränken. Gleich ist jedoch, dass die Frauen nicht selbst über ihre Körper und die Bekleidung bestimmen können. Der Repressionsapparat des Staates wird direkt dazu eingesetzt, ihnen dieses ureigene Recht zu nehmen.

Auch andernorts, zum Beispiel auf Facebook, werden weibliche Nippel anders als männliche der Zensur unterworfen. Der Protest in Argentinien zeigt, wie man gegen solche Angriffe auf die Frauenrechte vorgehen kann.

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