Supermarktkette Real verkauft Wehrmachts-Fanartikel

04.12.2017, Lesezeit 3 Min.
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Am Wochenende wurde bekannt, dass die Supermarktkette Real in ihrem Online-Shop verschiedenste Artikel anbietet, die die Wehrmacht verherrlichen. Ein Sturm der Entrüstung folgte. In der Vergangenheit war Real schon häufiger in den Schlagzeilen – wegen der schlechten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Im Online-Shop von Real konnte man am Wochende verschiedenste Wehrmacht-Fanartikel kaufen. Unter anderem wurden Helme des nationalsozialistischen Afrika Korps und Gürtel der Wehrmacht mit der Aufschrift „Gott mit uns“ angeboten.


Binnen weniger Stunden entbrannten Twitter und Facebook mit empörten Kommentaren. Unter anderem Komiker Jan Böhmermann tweetete:


Auch die Beschäftigten von Real selbst wurden wütend über die Wehrmachts-Verherrlichung im Online-Shop, wie auf einer Facebookseite zur Unterstützung der Beschäftigten von Real offenbar wurde:

Doch es geht nicht nur um obskure Devotionalien. Auch rassistische Bücher von rechtsextremen Verlagen wie dem Grabert-Verlag wurden vertrieben. So wurde unter anderem ein Buch des rechtsextremen Autors Claus Nordbruch angeboten, der den Genozid an den Herero und Nama als „Lüge“ bezeichnet:


Am Montag entschuldigte sich Real und distanzierte sich von den angebotenen Produkten in einer Stelllungnahme, in der es unter anderem hieß:

Im Real Onlineshop werden momentan rund 12 Millionen Produkte angeboten. Der überwiegende Teil des Angebots wird von Drittanbietern auf unserem Online-Marktplatz angeboten. […] Trotz bereits umfangreicher vorhandener Sicherheitsmaßnahmen, mussten wir jedoch zu unserem großen Bedauern feststellen, dass sich im Angebot Dritter auch Artikel befinden, die die Vorgänge in der Zeit des Nationalsozialismus verherrlichen und als Fan-Artikel angeboten werden.

Real distanziert sich eindeutig vom Angebot und Verkauf dieser Artikel und hat am vergangenen Sonntag unmittelbar nach Bekanntwerden erster Hinweise reagiert und verdächtige Artikel sofort aus dem Angebot des Onlineshops entfernt.

Verschiedene bürgerliche Medien wie die ZEIT wiesen zudem darauf hin, dass bei Amazon oder eBay Drittanbieter „ähnliche oder die gleichen Produkte mit Bezug zur Wehrmacht und NS-Zeit“ verkaufen.

Doch auch wenn es sich um Drittanbieter handelt: Hier wurden keine Produkte verschleiert angeboten, sondern offen als Wehrmachts-Fanartikel beworben, die originalgetreu nachgemacht worden seien, oder Bücher, die von bekannten rechtsextremen Verlagen stammen. Es sollte nicht in der Verantwortung von empörten Kund*innen liegen, auf diese schändlichen Produkte aufmerksam zu machen. Es ist mindestens eine grobe Fahrlässigkeit, dass solche Artikel überhaupt eingestellt werden dürfen und nicht direkt geflaggt werden.

Nicht zum ersten Mal befindet sich die Real-Kette mit schlechten Nachrichten in der Presse. Seit Jahren macht Real immer wieder Schlagzeilen mit schlechten Arbeitsbedingungen, Kürzungen und Filialschließungen. Aus purer Profitgier sparte Real im vergangenen Jahr 400 Millionen Euro ein, schloss dutzende Filialen und drohte damit, hunderte Beschäftigte auf die Straße zu werfen.

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