Studis für’s Studierendenwerk
Im Rahmen der TVöD-Tarifauseinandersetzungen streiken auch die Mensa-Beschäftigten des Studierendenwerks. Wir Studierende unterstützen ihre Forderungen und sind solidarisch vor Ort.
Am 9. Februar, dem ersten großen Streiktag der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst (TVöD), waren auch die Mensa-Beschäftigten an den Berliner Hochschulen zum Streik aufgerufen. Als Studierende von Klasse Gegen Klasse waren wir um 7:30 Uhr vor Ort und haben unsere Solidarität bekundet. Denn: Obwohl die Arbeitsbedingungen und Löhne für große Teile der Belegschaft schlecht sind, dürfen wir Studierende jeden Tag in den Mensen ihre gute Arbeit genießen. Dafür verdienen sie einen Lohn, der zum Leben reicht und eine Lohnerhöhung, die klar über dem Inflationsniveau liegt! Wie die anderen Beschäftigten des TVöD fordern sie 10,5 Prozent mehr Gehalt, jedoch mindestens 500 Euro monatlich mehr, bei einer Laufzeit von 12 Monaten, während die „Arbeitgeber:innen“ noch kein Angebot in Aussicht gestellt haben.
Im Gespräch konnten wir herausfinden, dass den Mensa-Arbeiter:innen die Forderung der kurzen Laufzeit besonders wichtig ist, da auch ungewiss ist, wie sich die Inflation entwickeln wird. Außerdem betonen sie die Notwendigkeit des Sockelbetrags, also dass alle Gehaltsklassen mindestens 500 Euro mehr Lohn erhalten, beziehungsweise mindestens 200€ mehr für Auszubildende. Letztere beschwerten sich auch über die sinnlose “Anti-Übernahmegarantie”: Scheinbar dürfen Azubis nach Abschluss der Ausbildung für mindestens 2 Jahre nicht beim studierendenWERK arbeiten. Das ist das Gegenteil von Zukunftssicherheit. Auch politisch konnten wir einige Überschneidungen feststellen. So fordert ein Beschäftigter an der FU Berlin beispielsweise 100 Milliarden für Bildung und Soziales statt für Aufrüstung.
Über unsere Unterstützung gab es sichtliche Freude. Auch an den Unis selbst sei diese gebraucht. Obwohl viele Beschäftigte streikten, lief der Betrieb an den meisten Berliner Mensen fast normal weiter. Das hat mehrere Gründe: Es gibt Beschäftigte, insbesondere in den unteren Lohngruppen, die häufig aufgrund von Rassismus keinen Zugang zu besser bezahlten Jobs haben, und umso mehr fürchten, ihren Job zu verlieren. Auch andere Beschäftigte fürchten sich vor Repressionen seitens der “Arbeitgeber:innen”. Zusammen mit dem Einsatz von Streikbrecher:innen würde das die Bereitschaft zum Streik senken. Andererseits herrsche bei vielen Studierenden Unverständnis darüber, warum an Streiktagen der normale Mensabetrieb eingeschränkt bleibt. Die Beschäftigten blicken positiv auf eine Aktion von Klasse Gegen Klasse zurück, in der wir die Mensa II der FU am Streiktag blockiert und Studis über den Arbeitskampf aufgeklärt haben.
In diesem Sinne haben wir auch heute versucht, Studierende an der FU über die aktuellen Streiks zu informieren. Sicherlich ist vielen trotz der täglichen Nähe zu den Beschäftigten nicht bewusst, dass die Entlohnung im studierendenWERK viel zu wünschen übrig lässt. Wir haben sie dazu eingeladen, sich über die Streiks zu informieren und sie insbesondere zur Großdemonstration am 25. März eingeladen.
Als Studierende ist die Unterstützung des Arbeitskampfes im TVöD aus mehreren Gründen wichtig. Einerseits schaffen bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auch die Grundlage für bessere Dienstleistungen, von denen wir alle profitieren. Doch die jetzigen Lohnentwicklungen und die dort umkämpften Kräfteverhältnisse zwischen Beschäftigten und „Arbeitgeber:innen“ haben auch Einfluss auf zukünftige Tarifrunden und Löhne. Ganz konkret steht im Herbst die Tarifrunde der Länder an, wo sich Beschäftigte der Universitäten, auch studentische Hilfskräfte, im Arbeitskampf befinden werden. Ein gutes Tarifergebnis jetzt setzt also einen Präzedenzfall für gute Lohnerhöhungen für uns!
Schließlich sind Arbeitskämpfe jedoch nicht nur für Löhne wichtig. Wir denken, dass es gerade jetzt im Zuge der erstarkenden Militarisierung wichtig ist, Stimmen gegen Aufrüstung, Klimakatastrophe und Krieg unter Jugendlichen und Arbeiter:innen zu stärken, um so eine reale Alternative aufzubauen zu der Zukunft, die uns der Kapitalismus bietet. Hierfür brauchen wir eine revolutionäre Jugend, die stets den Schulterschluss mit den Beschäftigten sucht. Lasst uns damit an unseren Arbeitsplätzen und Studienorten anfangen!