Steinmeier will Pflichtdienst in sozialen Berufen – statt gute Arbeitsbedingungen

14.06.2022, Lesezeit 2 Min.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist für die Einführung eines Pflichtdienstes in sozialen Berufen. Er stellt es dar als Möglichkeit, „den eigenen Horizont zu erweitern und verschiedene Sichtweisen kennenzulernen.“ In Wirklichkeit will er Jugendliche als billige Arbeitskräfte rekrutieren.

Laut Steinmeier geht es darum, Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, um einen Einblick in die sozialen Berufe zu erlangen, doch eigentlich ist der Pflichtdienst ein Mittel, um die niedrigen Löhne und die schlechten Arbeitsbedingen in den sozialen Berufen weiter beizubehalten. Denn durch einen verpflichtenden Dienst soll der Personalmangel künstlich behoben werden. Die Regierung und die Bosse wollen die strukturellen Probleme in den sozialen Berufen ignorieren.

Sie verzichten darauf, effektive Maßnahmen gegen den akuten Personalmangel in Krankenhäusern, Kitas, Altenheimen etc. einzuleiten. Stattdessen sollen nicht ausgebildete Jugendliche die Lücken in den sozialen Berufen schließen.

Es ist auch zu beachten zu welcher Zeit diese Debatte wieder stattfindet. Kurz nachdem die Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst mit einem ernüchternden Ergebnis abgeschlossen wurden, die keinerlei Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und keine Maßnahmen gegen Personalmangel erfüllen. Anfang nächsten Jahres finden auch die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst statt, der die meisten sozialen Berufe betrifft.

Es wird verschleiert, dass die Bedingungen im Sozialsektor katastrophal sind. Dadurch gehen weniger Menschen in die Pflege und in Kindergärten. Steinmeier tut so, als wären Jugendliche nicht grundsätzlich dazu bereit, sich solidarisch zu zeigen und für andere einzusetzen. Als müsse die Regierung den eingeengten Horizont durch ein Pflichtdienst erweitern. Nicht die Arbeit und die fehlende Empathie für Arbeiter*innen halten Jugendliche von einer Ausbildung im sozialen Sektor ab, sondern die Bedingungen unter denen die Arbeit geleistet werden soll und nicht geleistet werden kann. Als hätten die Jugendlichen nicht bereits genug Sorgen in der Ausbildung und mit schlechten Arbeitsbedingungen, sollen sie nun gezwungen werden, für ein Taschengeld als Feuerlöscher zu arbeiten.

Es ist zynisch, wenn Arbeiter*innen im Betrieb unter Burnout leiden, zu behaupten, dass es genügt, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Einblicke zu gewinnen. Ohne wirkliche Verbesserungen und Entlastung der Beschäftigten werden diese Einblicke sehr bitter bleiben.

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