Sieg an der Ostküste: Bei Verizon gibt es bald einen neuen Tarifvertrag

07.06.2016, Lesezeit 3 Min.
1

45 Tage lang streikten die 39.000 Beschäftigten des US-amerikanischen Telekommunikationsunternehmens Verizon. Am Mittwoch sind sie zurück zur Arbeit gegangen.

„Ein Sieg für arbeitende Familien im ganzen Land und eine Bestätigung der Macht der Arbeiter“ – so bezeichnete Chris Shelton, Vorsitzender der Gewerkschaft CWA, die Einigung. 45 Tage lang streikten die 39.000 Beschäftigten des Telekommunikationsunternehmens Verizon. Seit Mittwoch sind sie wieder auf Arbeit. Am 27. Mai wurde bekannt, dass unter Vermittlung des Arbeitsministers Thomas Perez eine vorläufige Einigung im Tarifstreit erreicht wurde.

Der neue Tarifvertrag mit einer Laufzeit von vier Jahren sieht eine Lohnerhöhung von 10,9 Prozent vor. Es gilt für die 39.000 Beschäftigte der Festnetzsparte, aber auch für 65 bislang unorganisierte Beschäftigte in zwei Läden der Mobilsparte in Brooklyn in New York und Everett in Massachusetts. Es wurde spekuliert, dass Verizon gezielt den Streik provoziert habe, um die Gewerkschaft zu brechen und ihre Ausdehnung auf die Mobilsparte zu verhindern.

Ein wichtiges Ziel des Unternehmens war es, neue Call-Center in den Philippinen und anderen Ländern zu eröffnen. Dies, genauso wie eine Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen, wurde durch den Streik abgewehrt. Stattdessen wird Verizon nicht nur US-amerikanische Call-Center erhalten, sondern auch 1.000 Arbeitsplätze in den nächsten Jahren schaffen.

Die Beschäftigten arbeiten für die digitale Infrastruktur des 21. Jahrhunderts – sie verlegen nicht nur Telefonleitungen aus Kupfer, sondern auch aus Glasfaserkabel. Doch sie griffen auf Methoden zurück, die schon im 19. und 20. Jahrhundert der Arbeiterbewegung dienten: Sie führten einen aktiven Streik mit Streikposten rund um die Uhr: Um vier Uhr morgens machten Streikende immer wieder Remmidemmi vor den Hotels, in denen Streikbrecher untergebracht waren. Um elf Uhr abends standen sie neben Baustellen und schrieen die Ersatzarbeiter an.

Das Management hatte scheinbar das Durchhaltevermögen der CWA unterschätzt. Gleichwohl reklamierte es auch einen Erfolg für sich: Es wird die Beiträge für die Krankenversicherung kürzen und dadurch hunderte Millionen Dollar im Jahr sparen. Der fertige Tarifvertrag wird in ein bis Wochen den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt.

Gewerkschaftliche Organisierung im privaten Sektor der USA ist zu einem raren Phänomen geworden; ein erfolgreicher Arbeitskampf umso mehr. In einem Interview auf Socialist Worker wurde ein Streikender gefragt, was an diesem Streik anders war im Vergleich zu früheren. Die Antwort: „Das Gewinnen.“

Dieser Artikel im neuen Deutschland

Mehr zum Thema