Semesterbeiträge steigen, Löhne von studentischen Hilfskräften stagnieren

22.12.2022, Lesezeit 2 Min.
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Foto: Ayrin Giorgia / Klassegegenklasse.org

Die Lebenshaltungskosten für Student:innen steigen immer stärker an. Auch die Universitäten erhöhen ihre Semesterbeiträge, doch die Löhne bleiben weiterhin niedrig.

Alle Jahre wieder steigen die Semesterbeiträge. Kurz vor Weihnachten erreicht auch mich die frohe Botschaft. Fast 15 Euro darf ich an der Universität Kassel im Vergleich zum vergangenen Semester mehr zahlen. Der größte Kostenfaktor sind dabei die Beiträge für den Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), der von 9 auf 14 Euro ansteigt, also eine Steigerung von über 50 Prozent. Eine Auskunft, die diesen drastischen Anstieg auch nur ein bisschen rechtfertigt, findet man nicht. Auch das Studierendenwerk will fünf Euro mehr. Mit dem Beitrag wird unter anderem die Mensa finanziert, die auch immer teurer wird. Das Semesterticket der Universität Kassel, mit dem man nicht mal nach Frankfurt fahren kann, schlägt mittlerweile über 150 Euro zu Buche. Von der groß angekündigten Mobilitätswende der Regierung keine Spur, denn sie subventioniert lieber E-Autos mit mehreren Milliarden Euro. Alles in Allem dürfen Student:innen an meiner Uni mittlerweile über 600 Euro im Jahr zahlen, um zu studieren.

Eine bodenlose Frechheit, wenn man bedenkt, dass ein Studium eigentlich als Vollzeitbeschäftigung angesehen werden muss. Um die Semesterbeiträge dieses Semesters zu bezahlen, muss eine studentische Hilfskraft, wie ich es bin, fast eine volle Woche arbeiten. Denn die Löhne bewegen sich auf einem absoluten Minimum. Gerade einmal Mindestlohn bekommen studentische Hilfskräfte. Zum Leben reicht das allein oft nicht.

Während für die Aufrüstung der Bundeswehr hundert Milliarden zur Verfügung stehen, werden wir buchstäblich im Schneeregen stehen gelassen. Die Semesterbeiträge für Studierende müssen abgeschafft und staatlich übernommen werden. Auch lange Arbeitszeiten sind ein Problem, denn sie sind nicht wirklich mit dem Studium vereinbar und ziehen es in die Länge. Wir brauchen eine drastische Lohnerhöhung, von der man wirklich leben kann bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung. Auch die befristeten Verträge, die mit Zukunftsängsten einhergehen, müssen abgeschafft werden.

Mit finanziellen Sorgen, Leistungsdruck, langen Arbeitszeiten und Zukunftsängsten ist die Weihnachtsstimmung dahin. Aber damit die Winterdepression nicht voll reinhaut, brauchen wir eine kämpferische Perspektive, mit der wir solche Forderungen auch real umsetzen können.

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