Schaeffler-Milliardärin feuert 4400 Arbeiter*innen – Für ein Entlassungs­verbot!

18.09.2020, Lesezeit 4 Min.
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Ein weiterer Konzern plant, während der Corona-Krise Stellen abzubauen. Nachdem schon der Metallbetrieb Voith nach verlorenem Arbeitskampf geschlossen wurde, droht nun auch beim Autoindustrie-Zulieferer Schaeffler die Entlassung von 4400 Arbeiter*innen. Alleine im fränkischen Standort Herzogenaurach sollen 1211 Stellen gestrichen werden. Laut Unternehmen sind die Gründe dafür die Umstrukturierung des Konzerns und Einbußen durch die Corona-Krise.

Die Schaeffler Gruppe ist ein weltweit agierendes Unternehmen, das Getriebe, Walzen, Fahrwerke und Gleitlagerlösungen für eine Vielzahl von Industrieanwendungen produziert, sowie Präzisionskomponenten und Systeme für Motoren aus der Industrie. 14,4 Mrd. Umsatz machte die Schaeffler Gruppe im letzten Jahr, davon waren 428. Mio. Euro Gewinn. 2018 war der Konzern auf dem 23. Platz der größten Automobilzulieferer.

Die Gruppe wird von Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler kontrolliert.Wilhelm Schaeffler übernahm als 31-Jähriger Bankangestellter 1940 das in Konkurs geratene jüdische Unternehmen Davistan, nachdem die Eigentümerfamilie Frank aus dem Land fliehen musste. Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Wilhelm Schaeffler Güter für den Rüstungssektor und beschäftigte Zwangsarbeiter*innen. Auf Grundlage dieser Bereicherung expandierte das Unternehmen ab den 1950ern international. Zeitweilig wurde Maria-Elisabeth Schaeffler vom Magazin Bilanz mit einem Vermögen von 21,5 Milliarden Euro als die reichste Deutsche eingeschätzt.

Bayerns IG-Metall Chef Johann Horn wirft dem Unternehmen vor, die Krise nur zu nutzen um Kosten zu sparen und die Profite zu steigern. „Die Beschäftigten und die IG-Metall werden diese Abbaupläne nicht akzeptieren“, so Horn. Er fügte hinzu, dass die Standortschließung und Verlagerung in Billiglohnländer nicht zur Diskussion stünden. Erst vor 2 Jahren hatte das Unternehmen eine Zukunftsvereinbarung unterschrieben, in der es erklärte, niemanden betriebsbedingt zu kündigen. Die geplanten Entlassungen und die Schließung des Werkes in Eltman lassen tausende Arbeiter*innen ohne gesicherte Existenz zurück, da das Unternehmen der größte Arbeitgeber der Region ist. Und wofür die Existenzangst? Damit den Investor*innen weiterhin hohe Dividenden ausgezahlt werden und die Unternehmensleitung ihre Profite weiter steigert.

Es handelt sich hier um eine weitere Welle an Entlassungen. So sagt der Betriebsratsvorsitzende des Standorts in Wuppertal Özgür Sönmezcicek: „Wir waren noch vor wenigen Jahren 1.500 Beschäftigte und haben in drei Abbauwellen 2013, 2016 und 2019 knapp die Hälfte der Arbeitsplätze verloren.“
Die IG-Metall hat angekündigt, sich auf einen langen und harten Arbeitskampf einzustellen. Doch nur zu oft hat die Gewerkschaftsbürokratie die Arbeiter*innen enttäuscht und nach nur kleinen Zugeständnissen die weiße Fahne gehisst (wie zuletzt auch bei Voith).

Die Belegschaften des Metallsektors müssen sich gemeinsam organisieren und streiken, wie z.B. mit den Angestellten von Continental, die 2640 Stellen in Bayern abbauen wollen, oder mit Brose, die 400 Arbeitsplätze streichen wollen. MAN hat bereits angekündigt, 9500 Stellen zu kürzen, davon 7000 in Deutschland. Trotz der Milliardenhilfen, die die Unternehmen aus dem Rettungspaket der Regierung erhalten haben, wollen sie weiterhin zehntausende Arbeiter*innen entlassen. Zuletzt hob die Lufthansa die Zahl der Entlassung auf 28.000 Stellen, obwohl sie 9 Milliarden Euro aus der Staatskasse erhielt.

Unternehmen Geld in die Taschen zu stecken, um Arbeitsplätze zu sichern, funktioniert für die Belegschaften nicht, weil sie weiterhin gekündigt werden können. Die kapitalistische Logik der Konkurrenz verlangt einerseits nach mehr Steuererlassen und staatlichen Hilfen, um gegenüber anderen Konkurrenten einen Vorteil zu erlangen und eigene Strukturwandel auf Kosten des Staates zu vollziehen. Aus dem Grund ist es notwendig, bundesweit ein Entlassungsverbot einzuführen. Wenn die Unternehmen ihre Arbeiter*innen entlassen wollen, sollen sie unter Arbeiter*innenkontrolle entschädigungslos verstaatlicht werden.

Bildquelle: „Schaeffler Gruppe Austausch mit BM Dobrindt“ von BMVI.de, lizensiert unter CC BY-ND 2.0

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