Rassistische „Volkskunde“ von Kolonialminister Müller

18.11.2016, Lesezeit 2 Min.
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Es klingt wie eine Szene aus dem Geschichtsbuch: Der Kolonialminister berichtet von den „Forschungsergebnissen“ des deutschen Imperialismus in Afrika. Tatsächlich war es der Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der auf dem Deutschlandkongress der Union seinem rassistischen Chauvinismus freien Lauf lässt.

Gerd Müller brachte auf dem Deutschlandkongress der CDU/CSU die Fähigkeit zum Ausdruck, die ihn für das Amt des Bundesentwicklungsministers qualifiziert: blanker Rassismus. Als wären die Uhren zu Beginn des 20. Jahrhunderts stehen geblieben und es würde sich um den Kolonialminister des deutschen Kaiserreichs handeln, referiert Müller über die „Forschungsergebnisse“ der deutschen Entwicklungshilfe in Afrika:

„Wenn eine afrikanische Frau 100 Dollar verdient. Preisfrage: Wie viel bringt die nach Hause zur Familie? Die bringt 90 Dollar nach Hause. Wenn ein afrikanischer Mann 100 Dollar verdient, Preisfrage, Tobi, was bringt der nach Hause? 30 Dollar. Und Du weißt sicher, was er mit dem Rest macht (lacht): Nämlich Alkohol, Suff, Drogen, Frauen natürlich.“

In Müllers durch Rassentheorie erklärbaren Welt seien afrikanische Männer von Natur aus betrunken, high und würden ihr Geld für Prostitution ausgeben. Dabei versuchte Müller, seine rassistischen Aussagen auf angeblich „wissenschaftliche“ Ergebnisse einer Studie der Nike Foundation zu beziehen. Anerkennung dürfte Müller nicht nur bei seinen Parteikolleg*innen, sondern vor allem bei Björn Höcke und anderen Profi-Rassist*innen bekommen haben.

Doch nicht nur das: Als er sich für die Aussagen entschuldigte, bezeichnete er diese als „undifferenziert“. Das Problem ist also nicht der offensichtliche Rassismus, dem die Aussage zugrunde liegt, sondern eine nicht hinreichende „Differenzierung“.

Erst wenige Wochen zuvor machte der EU-Haushaltskommissar und Vertrauter der Bundeskanzlerin Günther Oettinger (CDU) durch eine Rede in Hamburg auf sich aufmerksam. Dort bezeichnete er Chines*innen abfällig als „Schlitzaugen und Schlitzohren“. Auch danach entkommt Oettinger den Schlagzeilen nicht. In dieser Woche kam ans Licht, dass er mit dem Privatjet eines Lobbyisten nach Ungarn flog, um den rechten Präsidenten Victor Orbán zu treffen.

Rassismus, Homophobie, Sexismus und Korruption sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel der verkommenen und überheblichen politischen Kaste in Deutschland. Die neuen Skandale aus den Reihen der Union bestätigen das.

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