Protest gegen Entlassungen: Schwarzer Freitag für H&M

13.10.2017, Lesezeit 3 Min.

Heute wurde an zahlreichen H&M-Filialen in Deutschland gegen miserable Arbeitsbedingungen und anti-gewerkschaftliches Vorgehen protestiert. Freitag der 13. sollte für die Ausbeuter*innen symbolisch zum „Schwarzen Freitag“ werden.

Für 19 Städte waren öffentliche Aktionen angekündigt, die von der aktion./.arbeitsunrecht und zahlreichen Unterstützer*innen aus Betrieben und Gewerkschaftsaktivist*innen organisiert wurden. Anlass sind jede Menge perfide Maßnahmen, die von der Modekette Hennes & Mauritz, bekannt als H&M, genutzt werden, um ihre Profite groß und die gewerkschaftliche Organisierung klein zu halten.

Es gab verschiedenste Aktionen, die auf die Gemeinheiten der Unternehmensführung aufmerksam machen sollten. In Herford gab es vor einer H&M-Filiale eine „Modenschau der arbeitsrechtlichen Grausamkeiten“. Unter den Exponaten: Besondere Teilzeit- und Flexi-Verträge, die es den Angestellten kaum erlauben, ein planbares Privatleben neben der Arbeit zu haben. Einerseits werden bei diesen Verträgen nur wenige Arbeitsstunden pro Monat garantiert, auch wenn regelmäßig deutlich mehr Arbeit anfällt. Aber die Kolleg*innen müssen stets darum bangen, dass sie plötzlich weniger Schichten und damit auch deutlich weniger Geld zugewiesen bekommen. Andererseits bedeuten die sogenannten „Flexi-Verträge“ eine ständige Verfügbarkeit im Interesse der Geschäftsleitung: Um ihren Job nicht zu riskieren, müssen die Beschäftigten innerhalb sehr kurzer Fristen bereit sein, für kranke Kolleg*innen einzuspringen oder ihre bisherigen Schichten völlig umzuplanen.

In Hamburg und Magdeburg verteilten Aktivist*innen Abmahnungen und unrechtmäßige Kündigungen an Passant*innen vor H&M – um ihnen zu zeigen, was besonders gewerkschaftlich aktiven Kolleg*innen ständig widerfährt. Seit längerem engagiert das Unternehmen die Anwaltskanzlei DLA Piper, um solche Schreiben an aufmüpfige Beschäftigte zu schicken. Die Drohungen haben vor Gericht meist keinen Bestand, dienen aber bestens zur Einschüchterung und Zermürbung der Betroffenen.

Die Liste der Grausamkeiten, derer sich der Konzern bedient, ist aber noch wesentlich länger. Im Rahmen der Aktion wurde auch auf die Situation der Textil-Arbeiter*innen in Indien und anderen Ländern aufmerksam gemacht, die die Modekette beliefern und sich aktuell im Kampf für bessere höhere Löhne befinden.

Außerdem gehen die anti-gewerkschaftlichen Maßnahmen der H&M-Geschäftsführung weit über die Schikane einzelner Beschäftigter und der Betriebsräte hinaus. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass ein Lager in Großostheim mit 344 Beschäftigten bereits in acht Monaten geschlossen werden soll. Die Beschäftigten im Werk hatten sich in diesem Jahr an den Streiks im Einzelhandel beteiligt. Daraufhin wurden ihnen Aufträge entzogen, so dass sie statt 140 nur noch 60 deutsche Filialen beliefern. Dann wurde mit dem Bau eines größeren Lagers in Polen begonnen und nun die Schließung des Betriebs für Juni 2018 angekündigt. Es braucht nicht viel Phantasie, um darin eine Rache-Aktion zu sehen, um eine kämpferische Belegschaft loszuwerden.

Die Veranstalter*innen des Aktionstages berichten von zahlreichen positiven Reaktionen auf die Proteste und von einiger medialer Aufmerksamkeit. Angesichts der Massivität der Rechtsbeugungen und der Angriffe auf aktive Beschäftigte, müsste die zuständige Gewerkschaft ver.di mehr tun, als solche Aktionen mit wohlwollenden Pressemeldungen zu begleiten. Stattdessen sollte sie ihre Mitglieder und alle anderen aktiven Beschäftigten dauerhaft und konsequent im Kampf gegen Union-Busting und Willkür im Betrieb unterstützen.

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