“Oury Jalloh – Das war Mord!”

09.01.2016, Lesezeit 2 Min.
Gastbeitrag

Mit dieser Parole begaben sich am Donnerstag ca. 200 Menschen nach Dessau, um trotz Eiseskälte an Oury Jalloh zu erinnern. Vor elf Jahren wurde er in einer Dessauer Polizeizelle verbrannt.

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Die Polizei konstruierte den Mythos einer angeblichen Selbstverbrennung – auf einer feuerfesten Matratze fixiert – mit einem Feuerzeug, das erst drei Tage später auftauchte. Auch sonst taten die Behörden in Sachsen-Anhalt alles, um den Prozess aufzuhalten und die Mörder zu schützen.

An der Staatsanwaltschaft, dem Landesgericht und der Polizeiwache, Schandflecken des institutionellen Rassismus in Deutschland, wurden während der Gedenkdemo am Donnerstag Kundgebungen abgehalten und die jeweilige Rolle bei der Vertuschung des Mordes aufgezeigt.

Alleine, dass die Worte “Oury Jalloh, das war Mord”, gesagt werden können, ist ein Verdienst der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, die auf eigene Kosten unabhängige Gutachten anfertigen ließ, die selbst der rassistische deutsche Staatsapparat nicht einfach ignorieren kann.

Im Jahr 2012 wurde der verantwortliche Polizist nach einem jahrelangen Verfahren verurteilt, welches ohne die Arbeit der Initiative niemals zustande gekommen wäre. Jedoch wurde erst im September 2014 das Urteil rechtskräftig, nachdem der Bundesgerichtshof alle vorherigen Einsprüche zurückgewiesen hat.

Es ist jedoch an Chauvinismus nicht zu überbieten, dass die „Gewerkschaft der Polizei“ die Anwalts- und Gerichtskosten des Mörders übernommen hat.

Trauer und Wut

Daran, dass Oury Jalloh nur einer von vielen Toten aufgrund von Rassismus ist, erinnerten zahlreiche Transparente und Redebeiträge.

Gerade jetzt, zu einer Zeit in der Angriffe auf Migrant*innen an Häufigkeit und Intensität zunehmen, ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen der deutschen Politik in den halbkolonialen Ländern und der rassistischen Gewalt in Deutschland klar zu benennen, wie es eine Vertreterin der Geflüchtetenorganisation Karawane getan hat.

Um die rassistische Gewalt zu stoppen ist es notwendig, dem Kapitalismus den Kampf anzusagen. Bei dem Kampf um Gerechtigkeit für Oury Jalloh und alle Anderen kann kein Verlass auf “Rechtstaatlichkeit” sein.

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