Organisierte Kriminalität bei der Münchner Polizei – 21 Razzien nach Koks-Skandal

23.09.2020, Lesezeit 3 Min.
1
Bildquelle, Montage aus Symbolbildern: KGK

Der Skandal bei der Münchner Polizei weitet sich aus. Gegen 21 Beamt:innen liefen heute Hausdurchsuchungen. Die Ermittlungen laufen bereits seit zwei Jahren. Warum kamen die Razzien erst jetzt? Und waren in der Zwischenzeit Polizist:innen auf Koks im Dienst?

Also steigt er in sein Auto und fährt weg, bissle Kies machen
Weed paffend, in Zivil aber mit Dienstwaffe
Obwohl er offensichtlich Paar zu viel hatte
Schiebt er nach’m Dienst noch ’ne Schicht in seiner Skimaske

Haze, „Bullentrack“

Dieses Lied von dem Rapper Haze von 2016 handelt von dem Prozess gegen den früheren Leiter der Allgäuer Drogenfahndung wegen Kokainbesitzes und Vergewaltigung.

Heute morgen berichteten die bürgerlichen Medien, dass sich der Drogenskandal bei der Münchner Polizei ausweitet. Die Süddeutsche Zeitung schreibt von einer Razzia gegen 21 Polizisten:innen, die nicht nur im Verdacht stehen, Drogen und illegale Dopingmittel besessen zu haben, sie sollen auch aus der Asservatenkammer Kokain abgezweigt und Strafverfolgung verhindert haben.

Zur Vollstreckung kamen 90 Polizist:innen, 19 Staatsanwält:innen, sowie 30 Kriminalpolizist:innen. Sie erhielten Unterstützung durch die Sondereinsatzkommandos von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Ein Rieseneinsatz also. Lächerlich scheint dabei, dass die Staatsanwaltschaft München laut eigener Aussage seit Juli 2018 bereits gegen die tatverdächtigen Polizist:innen ermittelt.

Dieser Skandal ist in diesem Jahr keine Neuigkeit. Bereits im März gab es einen Skandal bei der Münchner Polizei, bei der mehrere Polizist:innen überführt wurden, Kokain konsumiert zu haben. So erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel mit dem folgenden Titel: „’Extrem hoher Kokswert‘ auf der Dienststelle“.

Es ist ein Skandal, der das unterstreicht, was uns der 17-Jährige Tarkan in einem Interview erzählte. Während einer Auseinandersetzung nach einer klassischen „racial profiling“-Polizeikontrolle am Münchner Gärtnerplatz sagte der Junge einem Bullen, der über seinen Kiefer keine Kontrolle hatte, er sei auf Drogen. Der Minderjährige musste für diese Aussage eine Nacht in Unterhose in der Zelle verbringen.

Nach diesen Ereignissen und der show-artigen Vollstreckung der Polizei bleibt kein Raum für den Glauben an einer neutralen Behandlung des Problems durch die Institutionen des Staates. Wie Haze in seinem Song „Hass“ sagt:

„Die Freiheit geht gegen Null wegen elenden Bullen
Das Blaulicht blitzt, aber die Sirenen sind stumm
Gerade deswegen sind die Wege hier krumm“

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten ist es nötig, dass sämtliche Vorwürfe gegen die Polizei von Kommissionen aufgeklärt werden, die sich unabhängig vom Staat und der Polizei aus Betroffenen, Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen zusammensetzen.

Mehr zum Thema