Lufthansa-Angebot abgelehnt: Streikvorbereitungen der Pilot:innen laufen

26.08.2022, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Markus Mainka / shutterstock.com

In einer Urabstimmung lehnen die Pilot:innen das Angebot der Lufthansa ab, und es kommt nun erneut zu Streiks.

Nachdem vor einigen Wochen bereits das Bodenpersonal der Lufthansa gestreikt hatte und infolgedessen ein besserer Tarifabschluss erreicht werden konnte, hat gestern die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit (VC) das verbesserte Angebot der Lufthansa abgelehnt. Da auch dieses Angebot der Lufthansa von der Gewerkschaft als unzureichender Schritt in die richtige Richtung gewertet wurde, sind ab sofort Streiks möglich. In einer Urabstimmung Ende Juli hatten die betroffenen Lufthansa-Beschäftigten mit großer Mehrheit – 97,3 % bei der Deutschen Lufthansa und 99,3% bei der Lufthansa Cargo bei einer Beteiligung von 93,2% bzw. 95,7% – ihre Unterstützung, für die Forderungen der Tarifkommission, signalisiert.

„Aktuell liegen wir zu weit auseinander“, ließ die Vereinigung Cockpit verlauten. „Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes, brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen.“ Nun würden die Streiks rechtlich und organisatorisch vorbereitet, so die Gewerkschaft.

Die Vereinigung Cockpit fordert zunächst eine Gehaltssteigerung von 5,5 Prozent im laufenden Jahr, sowie einen automatischen Inflationsausgleich ab 2023. Aufgrund der aktuellen Inflation ist in den meisten Tarifrunden der Inflationsausgleich eine Mindestforderung. Selbst die Forderung der Vereinigung Cockpit liegt noch unter der Inflation. Das wirft die Frage auf, wie katastrophal schlecht das Angebot der Lufthansa dementsprechend gewesen sein muss. Die Konzerne versuchen immer wieder diese Forderung nach einem Inflationsausgleich aufzuweichen, um ihre Profite zu maximieren.

Bereits beim Streik des Bodenpersonals wurde seitens vieler Medien, vor allem von der „Bild“, gegen die Streikenden gewettert, da wie so oft die Schuld an den ausgefallenen Flügen den Streikenden zugeschoben wurde. Dies ist, im Falle eines Streiks der Lufthansa-Pilot:innen, auch hier zu erwarten. Nun bleibt abzuwarten, ob die Gewerkschaftsbürokratie diesem Druck standhalten wird.

Auch bei der Lufthansa-Tochter Eurowings könnte es bald zu Streiks kommen. Nachdem die Verhandlungen keine Fortschritte gebracht haben, wurde von der Gewerkschaft eine Urabstimmung vereinbart. Die Ergebnisse sollen bis zum 31.8. vorliegen. Bei Eurowings gehe es in erster Linie um eine personelle Entlastung, der zur Zeit sehr stark unterbesetzten Eurowings-Pilot:innen, so die Gewerkschaft.

Die Inflation liegt aktuell, infolge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionspolitik der Bundesregierung, bei fast 8 Prozent. Nun soll ab Winter noch die Gasumlage hinzukommen, was die Inflation weiter in die Höhe treiben wird. Die Arbeiter:innen in allen Sektoren sollen nun für die verfehlte Politik der Bundesregierung bezahlen. Deshalb müssen Tarifrunden wieder kämpferischer geführt werden, wie es die Hafenarbeiter:innen mit ihren Streiks und ihrer Forderung nach 14-prozentiger Lohnerhöhung als Inflationsausgleich vorgemacht haben. Der Kampf gegen die sozialpartnerschaftliche Gewerkschaftsbürokratie, die Verbindung verschiedener Kämpfe und Proteste auf der Straße sind notwendig, um den Druck auf die Bosse und die Bundesregierung zu erhöhen.

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