Leistungsprämie? Mit diesem Geld könnte wirklich entlastet werden

16.05.2023, Lesezeit 2 Min.
Gastbeitrag

Der Berliner Senat will das engagierteste Zehntel der Lehrkräfte mit einer Leistungsprämie belohnen. So soll die Motivation, zu arbeiten gesteigert werden. In einem Musterantrag für Gesamt- oder Teamleiter:innenkonferenzen wird erklärt, warum das Vorhaben spaltet, auch aus Finanzierungsgründen abzulehnen ist und was stattdessen getan werden muss.

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Ex-Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), Foto: Sandro Halank.

Das Kollegium lehnt die vom Senat vorgeschlagene Leistungsprämie ab

Wir sind ein sehr engagiertes Kollegium, das als Ganzes geschlossen berechtigt wäre, eine Leistungsprämie zu erhalten. Die vom Senat indizierte Annahme, dass nur 10 Prozent eines Kollegiums über die Maßen engagiert sei, um eine Leistungsprämie zu verdienen, ist inakzeptabel und zeigt wie wenig Ahnung die Bildungsverwaltung von der Schulrealität hat.

Darüber hinaus ist die Vergabe der Leistungsprämien intransparent. Sie birgt die Gefahr der Ungleichbehandlung und Willkür und dadurch der Zersetzung der innerkollegialen Solidarität. Diese wurde in den letzten Jahrzehnten bereits durch Ausgliederung einzelner Berufsgruppen an externe Träger angegriffen. Da die Leistungsprämie auch nur an vom Senat beschäftigte Arbeitskräfte gehen soll, würde die Leistungsprämie die vielen engagierten Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen in freier Trägerschaft ausschließen. Ohne diese Kolleg:innen wäre der Schulalltag aber nicht zu bewältigen, die Schule würde schlichtweg so nicht funktionieren, auch deswegen wollen wir bei dieser weiteren Spaltung des Kollegiums nicht mitmachen.

Des Weiteren ist es sehr problematisch, dass das Geld für die Leistungsprämien kein Extrageld ist, das zum bereits vorhandenen Budget hinzukommt, sondern aus anderen Töpfen entnommen wird. Mit diesem Geld könnten Personen eingestellt werden, die zu einer wirklichen Entlastung und Verbesserung führen würden und zu einer Wertschätzung der vielen engagierten Kollegien, die es in Berlin gibt, anstatt einer unsolidarischen Heraushebung einiger Weniger mit Mitteln, die dringend für alle gebraucht werden.

Das Missmanagement der Bildungsverwaltung, die uns in eine Situation gebracht hat, in der Lücken in der Verwaltung, Beschulung, Qualifikation etc. aufklaffen, kann nicht dadurch ausgeglichen werden, dass der Senat Leistungsprämien ausschüttet, um diese Lücken partiell, individuell und unsolidarisch zu füllen. Die Leistungsprämien sind nur eine kostengünstigere und nicht wertschätzende Scheinlösung, die selbstverschuldeten Probleme zu überspielen. Eine wirkliche Lösung wären mehr Personal und ein langfristiger Plan, wie sich die Arbeitsbedingungen an den Schulen dauerhaft und für alle wieder verbessern.

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