Krankenkassen lassen Versicherte beim Zahnersatz im Stich
Zahnersatz bedeutet aktuell für uns hohe Kosten und geringe Unterstützung. Doch es gibt einen Ausweg.

Der Zahnersatz ist für viele Menschen ein notwendiger medizinischer Eingriff, der oft hohe Kosten verursacht. Dennoch ist die Unterstützung der Krankenkassen in diesem Bereich erschreckend gering. Die Techniker Krankenkasse erstattet beispielsweise lediglich 40 Prozent der Aufwendungen für Zahnersatz, einschließlich Implantate, Zahnprothesen, Zahnkronen und Inlays. Dabei werden in den ersten drei Jahren gerade einmal bis zu 500 Euro übernommen, während es ab dem vierten Versicherungsjahr auf 2.000 Euro jährlich ansteigt. Eine Zahnzusatzversicherung, die sämtliche Kosten abdeckt, kostet für unter 30-Jährige stolze 45 Euro im Monat.
Diese Sparpolitik ist nicht länger hinnehmbar. Es ist an der Zeit, dass die Krankenkassen den Bedürfnissen ihrer Versicherten gerecht werden. Warum haben die Krankenkassen laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums aus 2021 rund 278,6 Milliarden Euro eingenommen, während bei lebenswichtigen medizinischen Maßnahmen wie Zahnersatz gespart wird?
Der Fokus der Krankenkassen sollte auf evidenzbasierter Medizin liegen, die nachweislich zur Gesundheit und Lebensqualität der Menschen beiträgt. Zahnersatz ist keine ästhetische Luxusleistung, sondern eine wichtige medizinische Maßnahme, um die Kaufunktion und das allgemeine Wohlbefinden zu erhalten. Es ist sowohl ungerecht als auch unverantwortlich, dass die Kosten hier nicht angemessen abgedeckt werden.
Das zeigt einmal wieder: Die Krankenkassen müssen grundsätzlich neu ausgerichtet werden. Anstatt nach Profiten zu streben, muss das Wohl der Menschen im Fokus stehen und sichergestellt werden, dass eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle gewährleistet ist. Die Gesundheit darf nicht länger Geschäft sein, sondern muss ein Grundrecht für jede:n Einzelne:n werden.
Um die Profitlogik wirklich zu brechen, müssen wir die Krankenkassen verstaatlichen und unter die Kontrolle der Gesundheitsarbeiter:innen und Versicherten stellen. So schaffen wir Transparenz und eine demokratische Entscheidungsfindung, die sich der Profitlogik der Pharmalobby widersetzt. Solche einheitlichen Krankenkassen würde auch eine Vereinfachung des derzeit komplexen Systems bedeuten. Bürokratische Hürden und administrativer Aufwand könnten reduziert werden, sodass die Menschen einen leichteren Zugang zu Leistungen und Informationen erhalten.
Es ist an der Zeit, dass wir ein System schaffen, das die Gesundheit der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir haben ein Recht auf eine hochwertige zahnärztliche Versorgung, die wir uns leisten können. Lasst uns also gemeinsam für eine gerechtere, solidarische und demokratisch kontrollierte Gesundheitspolitik kämpfen.
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Zahnersatz ist keine ästhetische Luxusleistung, aber Gesundheit ist und bleibt im Kapitalismus eine Klassenfrage. Es gibt – auch hierzulande – einen strengen Zusammenhang zwischen Zahnstatus und der Klassenzugehörigkeit. Fehlender Zahnersatz kann eine Reihe von körperlichen, in schweren Fällen auch psychischen, Problemen hervorrufen: Benachbarte Zähne „kippen“ in die Zahnlücke oder im Kiefer gegenüberliegende Zähne lockern sich. Durch einseitiges Kauverhalten treten bei manchen auch Verspannung, bzw. Schmerzen, im Kopf und Nacken auf. In der Zahnmedizin wird das als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) beschrieben. Alles andere als eine Lappalie.
Übrigens etwas anderes: Wer von euch kennt noch den Begriff „Kassengestell“? Es gab mal Zeiten, in denen die Kosten für ein Brillengestell auf Rezept von den Krankenkassen vollständig übernommen wurden.