Kollektiv gegen Outsourcing

15.03.2019, Lesezeit 4 Min.
Gastbeitrag

Am kommenden Dienstag findet eine Demonstration vor dem Wombats City Hostel in Berlin statt. Die Beschäftigten wehren sich gegen die Ausgliederung der Reinigungskräfte.

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Rechtlich gesehen gibt es immer noch keine wirksamen Möglichkeiten gegen Outsourcing vorzugehen – trotz sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung. Ausgliederung gilt nämlich als Teil der „unternehmerischen Freiheit“. Deswegen greifen die Beschäftigten auf bereichsübergreifenden Protest und Solidarität zurück.

Outsourcing ist ein Angriff auf uns alle!

Tarifverträge haben einen kaum zu bändigenden Feind: das Outsourcing. Damit kompensieren die Unternehmen die Lohnsteigerungen der hart erkämpften Tarifverträge. Ausgegliedert werden hauptsächlich Bereiche der unteren Lohngruppen. Es sind die Bereiche, die von Tarifverträgen besonders abhängig sind und die sich für Arbeitskämpfe gut mobilisieren lassen. Für noch nicht ausgegliederte Bereiche bilden dann die „Ausgegliederten“ eine ständige Drohkulisse.

Diese Machtverhältnisse und Strukturen finden wir inzwischen flächendeckend vor. Sie stellen den Hauptgrund dar, warum Betriebe nur noch bedingt streikfähig sind. Die Möglichkeit für Beschäftigte, sich kollektiv für bessere Löhne einzusetzen, ist mit freundlicher Unterstützung der Sozialdemokrat*innen zurückgestutzt und die Lebenskonzepte von Zigtausenden fleißigen Menschen beeinträchtigt worden.

Diese Beschäftigten müssen sich von den Arbeitgeberverbänden, den Bossen und sogar aus den eigenen Reihen anhören, sie hätten durch eine niedrige Streikbeteiligung zu den schlechten Tarifergebnissen beigetragen. Das ist grotesk, gemessen an dem Flickenteppich an Ausgliederungen, den sie vorfinden.

16.000 gegen ein paar Politbonzen

Bei den Streiks können sich dann die Bosse zurücklehnen und von oben beurteilen, wie viele Beschäftigte dem Streikaufruf der Gewerkschaften gefolgt sind. Warum fällt die Anzahl der Streikenden eigentlich so ins Gewicht, wie sieht es mit der Mobilisierungsfähigkeit der Bosse aus?

Wo waren die großen Demonstrationen der Bosse gegen eine Lohnerhöhung beim TV-L Streik? Wo waren die tausende Berliner*innen, die gegen eine Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst protestierten? Die Wahrheit ist: 16.000 Streikende standen in Berlin den Interessen einer Handvoll Politbonzen gegenüber, die trotz Sparmaßnahmen bis zu 16.500 Euro pro Monat und einen Dienstwagen bekommen, während sie die Löhne der Arbeiter*innen drastisch gekürzt haben.

Ein Manager gegen eine gesamte Belegschaft

Ein ähnliches Kräfteverhältnis finden wir beim Wombats City Hostel in Berlin vor. 90 Prozent der Beschäftigten sind gewerkschaftlich organisiert. Sie stehen einem Management gegenüber, das inzwischen offenbar völlig frei zu drehen scheint. Nach einer Party im Hostel sollen Teile des Managements in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2019 obzöne Bilder und Sprüche auf den Gehweg und die Alte Schönhauser Straße vor dem Hostel Wombat’s gesprüht haben. Darunter „Fuck U Betriebsrat“.

Elmar Wigand, Pressesprecher der aktion ./. arbeitsunrecht kommentiert die geschmacklosen bis bedrohlichen Schmierereien wie folgt:

Es handelt sich um einen herausragenden Fall von Betriebsratsbehinderung und Beleidigung, der meines Wissens in dieser bizarren Form seinesgleichen sucht. Hier ist dieBerliner Staatsanwaltschaft gefragt, entschlossen aufzuklären und durchzugreifen, damit die Sitten imNiedriglohn-Paradies Berlinnicht völlig einreißen! Betriebsratsbehinderung ist eine Straftat. Betriebsratsmitglieder brauchen konsequenten Schutz vor Nachstellungen und Bedrohung.

Ausgegliederte verbünden sich!

Im Verbund mit vielen anderen Arbeiter*innen in Berlin schmieden die Betriebsräte des Wombats Hostels längst eine Allianz der gegenseitigen Unterstützung. Zur letzten Aktion kamen zum Beispiel circa 30 Streikende der ausgegliederten Physiotherapeuten der Charité, von der Tochterfirma CPPZ.

Dem Aufruf von aktion./.arbeitsunrecht e.V. für kommenden Dienstag wollen inzwischen Beschäftigte,…

  • des Botanischen Gartens Berlin
  • der Freien Universität
  • der Krankenhäuser Vivantes und Charité
  • der Berliner Verkehrsbetriebe
  • studentische Beschäftigte (TV STUD)
  • des Anne Frank Zentrums
  • der Critical Workers
  • und viele mehr
  • folgen.

    Nachvollziehbar, denn sie stoßen immer wieder auf die gleichen gemeinsamen Schwierigkeiten: Tarifflucht & Outsourcing als Wegbereiter für Lohndumping und prekäre Arbeit.

    Was Du tun kannst?

     
    Komm zum Protest: Dienstag, 19. März, 16 Uhr, vor dem Wombats Hostel, Alte Schönhauser Str. 2, U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz

    Verbreite diesen Aufruf!

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