Kampf der Prekären der Uni São Paolo

08.03.2013, Lesezeit 3 Min.
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Im April 2011 brach ein großer Kampf an der Universität São Paulo – der wichtigsten in Brasilien – aus. Es war ein Kampf der prekär beschäftigten Reinigerinnen, die zu den am meisten ausgebeuteten Sektoren an der USP gehörten. Sie organisierten einen 30-tägigen Streik, gemeinsam mit Studierenden, Dozierenden und der Gewerkschaft der nicht-akademischen Arbeiter*innen (SINTUSP). Durch diesen Kampf konnten sie zeigen, dass selbst an einer Universität, die als „exzellent“ gilt und einen guten Platz in den internationalen Rankings einnimmt, Quasi-Sklavenarbeit zum Alltag gehört.

Mit den Kampfmitteln der Arbeiter*innenklasse, wie Streikposten, und auch mit Methoden der Arbeiter*innendemokratie, wie Versammlungen, konnten die Reinigerinnen auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Am Anfang ging es um die Auszahlung der Löhne, im Laufe des Kampfes jedoch gingen sie weiter und forderten, zusammen mit der SINTUSP, die Festanstellung von allen prekär Beschäftigten.

Dafür mussten die Reinigerinnen schlechte Erfahrungen mit ihrer eigenen Gewerkschaft machen, die korrupt und von Unternehmen kontrolliert war. Aus diesem Grund war das Bündnis mit den Studierenden wichtig, die einen Streikfonds und Hilfe aller Art organisierten.

Dieser Kampf war ein Beispiel, an den sich viele Männer* und Frauen* in der Region bis heute erinnern – vor allem Menschen mit den prekärsten Jobs, von denen die meisten Frauen* sind. Der Kampf war ein Produkt der spontanen Radikalität der Reinigerinnen im Bündnis mit der kämpferischen Gewerkschaft SINTUSP, den solidarischen Studierenden und den Trotzkist*innen der LER-QI (Schwesterorganisation von RIO in Brasilien). Aus diesen Erfahrungen wollen wir kleine „Kriegsschulen“ machen, als Teil der Vorbereitungen für größere Kämpfe im Rahmen der historischen Krise des Kapitalismus.

Wir müssen den revolutionären Marxismus als Anleitung zum Handeln nutzen, in die Arbeitskämpfe die Erfahrungen der internationalen Arbeiter*innenklasse hineintragen und auch diese Erfahrungen theoretisieren. Nur so können wir beim Aufbau revolutionärer Organisationen vorankommen.

An diesem 8. März in Brasilien stellen wir eine neue Auflage des Buches „Die Prekarisierung hat das Gesicht der Frau“ vor, als Teil einer Politik, die das Ziel hat, Kämpfe wie diesen an der USP bekannter zu machen und die Ideen des Marxismus mit den am meisten ausgebeuteten Sektoren der ArbeiterInnenklasse, wie Frauen* und vor allem schwarze Frauen*, zu verbinden.

Um dem rein gesellschaftlichen Charakter der Zwei-Geschlechtlichkeit Rechnung zu tragen, markieren wir bestimmte Begriffe mit einem *.

Dieser Text erschien in dem Flugblatt „Brot und Rosen“, dass zum 8.März 2013 von unabhängigen Frauen* und RIO erstellt wurde.

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