Jeff Bezos bekommt in Berlin einen Preis – und hunderte Amazon-Arbeiter*innen protestieren

25.04.2018, Lesezeit 2 Min.
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Der Chef von Amazon erhielt in Berlin einen Preis für sein „visionäres Unternehmertum“. Draußen protestierten währenddessen hunderte seiner Beschäftigten aus ganz Europa.

Jaff Bezos ist der reichste Mann der Welt mit einem Vermögen von 125 Milliarden US-Dollar. Am Mittwoch war er auch der Empfänger des „Axel Springer Awards“ für sein „visionäres Unternehmertum“.

Wie kommt eine einzelne Person an so viel Geld?

Indem sie die Arbeit vieler, vieler Arbeiter*innen ausbeutet.

Während der Preisverleihung im Axel-Springer-Gebäude in Berlin am Mittwochabend versammelten sich draußen hunderte Amazon-Arbeiter*innen, um gegen ihren Boss zu protestieren. Sie forderten bessere Löhne, gewerkschaftliche Vertretung und ein Ende der dauerhaften Überwachung. Arbeiter*innen sind bei Amazon regelmäßig dem Terror sogenannter „Feedback-Gespräche“ durch ihre Bosse ausgesetzt. Jetzt wollten sie Bezos ihr eigenes Feedback geben: „Unsere Löhne sind zu niedrig!“

Arbeiter*innen aus sechs verschiedenen Logistikzentren in ganz Deutschland waren zusammengekommen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte zum Streik aufgerufen. Vor Ort war auch eine große Delegation aus Polen mit den weiß-blauen Fahnen der Gewerkschaft Solidarność und den rot-schwarzen Fahnen der anarcho-syndikalistischen Inicjatywa Pracownicza. Weitere Arbeiter*innen waren aus den Amazon-Zentren im Spanischen Staat und in Italien gekommen. Außerdem gab es Solidaritätsbotschaften aus den Vereinigten Staaten.

Marc Blanes, ein Arbeiter in einem Amazon-Lager in Madrid, berichtete von ihrem ersten Streik am 21. März – ganze 95 Prozent der Beschäftigten hatten sich daran beteiligt! „Aber wir wissen, dass ein einzelnes Logistikzentrum nichts gegen ein gigantisches Monster wie Amazon ausrichten kann“, sagte Blanes in seiner Rede. „Wir brauchen einen europäischen Streik!“

Die Kundgebung war von der Bürokratie der Gewerkschaft ver.di organisiert worden – sie hatten eine professionelle Sambaband gebucht und sogar eine Videoleinwand gemietet. Reden kamen von Bernd Riexinger, Co-Vorsitzender der Partei Die Linke, und Andrea Nahles, Vorsitzende der SPD. Nahles wurde ausgebuht, als sie versuchte zu sprechen. „Verpiss dich!“ und „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ schallte es ihr entgegen. Nahles, die noch vor weniger als einem Jahr als Arbeitsministerin unter Merkel gedient hatte, und ihre Partei sind verantwortlich für die Reformen, die solche befristeten Verträge, wie sie Amazon benutzt, legalisiert haben.

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