Haben Bullen einen gefährlichen Job? (Nein)

12.07.2016, Lesezeit 3 Min.
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In den letzten Tagen haben zwei VIdeos aus den USA erneut unter Beweis gestellt, wie oft US-Polizist*innen Schwarze und Latinxs ermorden. Warum tun sie das? Eine häufige Annahme lautet: Amerikanische Bullen leben unter ständiger Angst, selbst erschossen zu werden, und deshalb werden sie schießwütig. Doch ein Blick in die Statistik macht klar: Bullshit.

„Unsere Beamten machen einen schwierigen, gefährlichen Job.“ So reagierte Barack Obama bei einer Pressekonferenz in Warschau auf die Ermordung von fünf Polizist*innen in Dallas. Doch ist der Job wirklich gefährlich? Lasst uns in die Statistik schauen:

Im Jahr 2014 sind 97 Bullen in den USA bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen – das macht 13,5 tödliche Unfälle per 100.000 Beschäftigte aus. Dabei sagen die Zahlen nicht aus, ob diese 97 police officers und sheriffs von Kriminellen ermordet wurden oder vielleicht nur gegen einen Baum gefahren sind oder einen Herzinfarkt erlitten haben.

Also ein gefährlicher Job? Nein. Polizist*in ist nicht der gefährlichste Beruf in den USA. Er liegt nicht mal unter den ersten 10.

Wer hat einen gefährlichen Job? Holzfäller*innen. Sie sterben fast 10 mal häufiger bei ihrer Arbeit als Bullen.

Auch Fischer*innen, Pilot*innen und Dachdecker*innen leben deutlich gefährlicher als Polizist*innen. Dachdecker*inen kommen mehr als dreimal häufiger um. Sogar Müllarbeiter*innen haben ein doppelt so hohes Risiko. Taxifahrer*innen und auch Gärtner*innen begeben sich viel eher in Lebensgefahr als Bullen.

Bullen tauchen erst auf Platz 15 der gefährlichsten Berufe auf, direkt vor Hausmeister*innen und Automechaniker*innen. Tatsächlich zeigt eine Studie aus dem vergangenen Jahr, dass es durch schusssichere Westen und bessere Waffen nie ungefährlicher war, als Polizist*in zu arbeiten.

Also warum erschießen US-Bullen so viele Bürger*innen, in erster Linie Schwarze und Latinxs? Nicht weil sie selbst Angst um ihr Leben haben, sondern weil sie Teil eines Unterdrückungsapparats sind, der Minderheiten terrorisieren soll. Die Institution der Polizei ist nicht entstanden, um das friedliche Zusammenleben zu verteidigen, sondern um die Herrschaft der Elite zu sichern. Jeder unterdrückte Mensch soll spüren, dass er*sie jederzeit von der Polizei ermordet werden kann.

Der Mythos des „gefährlichen Jobs“ wird sorgsam von den Herrschenden und ihre Medien gepflegt, um den tagtäglichen Terror der Polizei – besonders gegen Schwarze – zu rechtfertigen. In Deutschland ist es natürlich nicht anders. Auch hierzulande werden schwarze Menschen besonders oft von der Polizei schikaniert und sogar ermordet. #Ouryjalloh #ChristySchwundeck #AchidiJohn #JudeAkubakar #JohnAmadi #LayeCondé #JajaDiabi

Aber Polizeigewalt wird verschwiegen. So kann die Berliner Polizei salopp behaupten, dass 123 Bullen verletzt wurden bei der Demonstration für die Rigaer Straße am Samstag Abend. Alle großen Medien geben diese Zahl wider, ohne irgendeine Überprüfung. Haben Journalist*innen die angeblich verletzten Bullen in den Krankenhäusern besucht? Haben sie die Art der „Verletzungen“ kontrolliert? Natürlich nicht.

Der Job des Bullen ist schon schwierig genug, nicht wahr?

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