Gorillas: Verdi muss den Streik bei Gorillas endlich unterstützen

11.10.2021, Lesezeit 4 Min.
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Entlassene Gorillas-Rider unterstützen die Berliner Krankenhausbewegung. Foto: Klasse gegen Klasse

Seit einigen Tagen streiken die Gorillas-Beschäftigten gegen die skandalösen Arbeitsbedingungen beim Lebensmittel-Lieferdienst. Doch eine starke Unterstützung von ver.di bleibt aus. 

Über 350 potenziell Streikende wurden nach einem vermeintlich illegalen Streik bei Gorillas gefeuert. Die Riders hatten in einem wilden Streik gefordert, pünktlich ihre Löhne ausgezahlt zu bekommen, Dienstpläne, welche die gesetzliche Ruhezeit von elf Stunden einhalten, sowie besseren Arbeitsschutz. Forderungen für die sie schon seit Monaten kämpfen. Doch die Bosse des Lieferservice – allen voran Geschäftsführer Kagan Sumer – erfüllt die Forderungen nicht ansatzweise. Zuletzt macht er sich nicht Mal mehr die Mühe leere Versprechungen abzugeben. Als die Beschäftigten einen Betriebsrat organisieren wollten, wurden kurzerhand alle Beschäftigten ausgegliedert. Auf den Streik reagiert Sumer mit Entlassungen. 

Doch, auch wenn sich die Beschäftigten nicht unterkriegen lassen, sind sie abhängig von Solidarität von außerhalb des Betriebs. Genau deshalb hat das Gorillas Workers Collective dazu aufgerufen den Konzern zu boykottieren und schlechte Bewertungen im App-Store zu hinterlassen. Doch nicht zuletzt sind sie auf praktische Solidarität angewiesen. Ihre Streikkasse ist nicht besonders gut gefüllt und es ist extrem notwendig mehr Geld zu haben um weiterhin streiken zu können. Lohnfortzahlungen bleiben während des Streiks nämlich aus. 

Gleichzeitig macht Verdi keine Anstalten den Streik nachträglich zu legalisieren. Wohl aus Angst vor Strafen weigert sich die reichste Gewerkschaft in Deutschland sich hinter die Streikenden zu stellen. Diese fühlen sich zurecht verraten.

 

Aus den Reihen der Riders kommen jedoch mehr Kritik, da sie meinen, dass ver.di Sekretär:innen aus dem Einzelhandel den Gorillas-Riders gesagt haben sollen, dass sie nicht mehr streiken sollen, da es illegal sei. Eine solche Äußerung ist nicht akzeptabel!

Nichtsdestotrotz wollen viele Riders mit der Berliner Krankenhausbewegung und Arbeiter:innen, die in ver.di organisiert, gemeinsam kämpfen. Daher kamen sie zur Demonstration der Krankenhausbeschäftigten am vergangenen Samstag und hielten eine Solidaritätsrede.

„Your strength gives us hope!“ Moving speech of a Gorillas Rider to Berlin hospital workers

Die Rede von Gorillas-Riders gegen die Illegalisierung ihrer Streiks und der Arbeitsbedingungen bekam viel Applaus, da auch die Streiks der Klinikbeschäftigten vor einem Monat verboten wurde und die Kolleg:innen genau wissen, dass wir unser Streikrecht bis zum Ende verteidigen müssen. Viele der Kolleg:innen und ver.di Mitglieder solidarisierten sich auf der Demonstration mit dem Gorillas-Riders und forderten ver.di sich vollständig hinter dem Kampf zu stellen.

 

Wir fordern als ver.di Mitglieder ebenfalls, ver.di dazu auf, die BoycottGorillas-Kampagne unter ihren Mitgliedern bekannt zu machen. Sie müssen den Streik unterstützen und legalisieren, auch wenn es deshalb möglicherweise ein Gerichtsprozess geben könnte. Das könnte sogar positiv für alle Arbeiter:innen sein, denn politische Streiks sind laut einem Urteil eines Nazi-Richters aus den 50ern verboten und bisher waren alle Gewerkschaftsführungen zu konservativ dagegen vorzugehen. Kolleg:innen in den Krankenhäusern sind bereit die kommenden Gorillas-Aktionen zu besuchen. Wir fordern, dass ver.di die kommenden Mobilisierungen der Gorillas-Riders mit voller Kraft unterstützt und ihre Mitglieder dazu mobilisiert.

Auch die knappe Streikkasse der Beschäftigten könnte Verdi problemlos auffüllen. Nicht nur mit eigenen Mitteln könnten sie problemlos einige Zehntausend Euro dazu geben. Sie können auch ihre Reichweite nutzen um die Kampagne für die Streikkasse bekannter zu machen. Verfahren für die Wiedereinstellung der Beschäftigen, die entlassen wurden, könnten so auch finanziert werden. 

Wir laden deshalb alle Verdi-Mitglieder dazu ein, nicht nur die Streikenden zu unterstützen, sondern auch ihre Gewerkschafts-Führung unter Druck zu setzen sich endlich hinter den Streik zu stellen!

 

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