Boykottiert Gorillas, spendet für die Streikkassen!

07.10.2021, Lesezeit 4 Min.
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Bild: Simon Zamora Martin

Nach massenhaften Entlassungen kündigt das Gorillas Workers Collective eine Boykottkampagne an.

Der Lieferservice Gorillas feuerte am vergangenen Dienstag 350 Beschäftigte. Nach Aussagen des Gorillas Workers Collective betrifft das nahezu alle Arbeiter:innen im Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg. Die Rider hatten in einem wilden Streik gefordert, pünktlich ihre Löhne ausgezahlt zu bekommen, Dienstpläne, welche die gesetzliche Ruhezeit von elf Stunden einhalten, sowie besseren Arbeitsschutz.

Das Unternehmen hat diese Situation nun weiter eskalieren lassen, statt auf die Forderungen einzugehen. So sagte ein Sprecher: „Solche unangekündigten und nicht gewerkschaftlich getragenen Streiks sind rechtlich unzulässig. Nach intensiver Abwägung sehen wir uns gezwungen, diesen rechtlichen Rahmen nun durchzusetzen. Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben.“

Es ist zynisch, von der Gefährdung der Kolleg:innen zu sprechen, während die Unternehmensführung im Winter nicht einmal ausreichend warme Kleidung zur Verfügung stellte. Schon vor den ersten Streiks wurden Überlastungen der Rider und der Zustand der bereitgestellten Fahrräder bemängelt.

Das Unternehmen reagiert mit diesem drastischen Schritt, weil die Organisierung unter den Beschäftigten und die Akzeptanz des Streiks immer größer wird, während gleichzeitig das Image von Gorillas in der Öffentlichkeit immer weiter leidet.

Der Arbeitskampf braucht jetzt breite Solidarität – daher rufen die Beschäftigten zu einem Boykott des Lieferdienstes auf: „Gorillas kündigt massenhaft Arbeiter:innen! Einige streikten, einige unterstützten. Andere waren überhaupt nicht beteiligt. Das ist nicht mehr nur noch Union Busting. Das Management bedroht unsere Leben. Das muss aufhören!“

Sie fordern, die Gorillas App zu löschen und in den Appstores und Suchmaschinen schlechte Bewertungen zu hinterlassen, um die Geschäftsführung unter Druck zu setzen.

Diese Boykottkampagne ist ein wichtiger Schritt, der den ökonomischen Schaden des Streiks multiplizieren kann. Wer Solidarität zeigen will, sollte jetzt nicht nur an die Streikkasse spenden, sondern auch für die Dauer des Streiks aufhören, bei Gorillas zu bestellen.

Dieser Boykott ist Teil des Arbeitskampfes und kann nicht getrennt davon betrachtet werden. Das Ziel des Kampfes ist die Erfüllung der Forderungen und die Wahl eines Betriebsrates in den nächsten Monaten. Es geht darum, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, nicht, dauerhaft das Unternehmen zu boykottieren.

Denn die Möglichkeit, das Unternehmen zu Veränderungen zu zwingen, kommt durch den Druck der streikenden Beschäftigten, die durch Verweigerung ihrer Arbeitskraft die Profite des Unternehmens angreifen, und die durch ihre Selbstorganisierung im Betrieb eine Gegenmacht zu den Bossen aufbauen können.

Wichtig ist, das Image des Unternehmens anzugreifen und offen zu legen, was für schlechte Arbeitsbedingungen es bei Gorillas gibt und zu welchen skandalösen Mitteln das Management zur Verteidigung der Profite greift. Dazu dient die Boykottkampagne.

Jetzt müssen der Streik und die Proteste weitergehen – nicht zuletzt für die Wiedereinstellung der gefeuerten Kolleg:innen. Dafür braucht es eine breite Unterstützung von anderen Arbeitskämpfen und Lieferdiensten, die insbesondere die involvierten großen Gewerkschaften ver.di und NGG organisieren müssen. Sie könnten sowohl den Streik legalisieren, als auch mit ihren Ressourcen die Streikkasse massiv stützen.

Um den unbefristeten Streik aufrecht zu erhalten, sowie die entlassenen Rider finanziell zu Unterstützen, braucht es eure Solidarität! Löscht die App, informiert eure Freund:innen und Bekannten und hinterlasst schlechte Bewertungen in den App Stores.

Außerdem bauen die Gorillas-Kolleg:innen seit diesem Sommer eine Streikkasse auf. Unter diesem Link könnt ihr spenden.

Auch aus anderen Städten gibt es Solidarität:

 

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