Gewaltexzesse der Hamburger Polizei gehen am Freitag weiter

07.07.2017, Lesezeit 3 Min.
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Heute Morgen zogen rund 500 Menschen vom Anti-G20-Camp in Altona in die Hamburger Innenstadt. Ziel war es, zentrale Zufahrtswege zum G20-Gipfel für Teilnehmer*innen zu blockieren - so wie es gleichzeitig auch andere Aktivist*innen überall in Hamburg taten. Die Polizei prügelte immer wieder wie wild auf Demonstrant*innen ein.

Der Morgen konnte kaum turbulenter starten. Mit blauen Müllsäcken, Schutzmasken und Regenjacken bewaffnet, versuchten Demonstrant*innen den G20-Gipfel zu blockieren. Lautstark bewegte sich die Masse in Richtung Innenstadt. Der Internationalistische Block beteiligte sich mit über 150 Menschen an den Blockadeversuchen. Doch schon die erste Begegnung mit der Polizei ließ dabei darauf schließen, wie der restliche Tag verlaufen würde. Ohne zu zögern, setzten die Cops Pfefferspray gegen Demonstrant*innen ein und fügten mehreren Menschen mit Schlagstöcken Kopfverletzungen zu.

Immer begleitet von zwei Wasserwerfern und einem Räumpanzer bewegte sich der Zug daraufhin immer mehr in Richtung “blaue” Demoverbotszone. Im Laufschritt lieferte sich der Block ein wahres Wettrennen mit der Polizei. Die Antwort war ein erneuter massiver Einsatz von Schlagstöcken gegen Demonstrant*innen – erneut gab es mehrere Verletzte. Dennoch gelang es einem Teil, die Polizeikette zu durchbrechen und in die blaue Zone vorzudringen. Dort setzte die Polizei Wasserwerfer gegen die Blockierenden ein und drängte sie allmählich wieder aus der blauen Zone heraus – begleitet von einem martialischen Polizeiaufgebot.

Die Blockaden konnten den Gipfel leider nicht verhindern. Wirkung zeigte der Protest dennoch. Finanzminister Wolfgang Schäuble musste spontan ein Treffen absagen. Melania Trump wurde durch Blockierende daran gehindert, ihr Hotel zu verlassen. Und auch Donald Trump musste eine andere Route zum Gipfel wählen, da der ursprüngliche Weg durch Demonstrant*innen zeitweilig blockiert war.

Auch wenn die Zahl der Verletzten bisher nicht bekannt ist, lässt allein schon ein Blick auf Verbände an Köpfen und Armen zahlreicher Menschen im Camp erahnen, wie viele von der Polizeigewalt direkt betroffen waren. Doch offenbar reicht das der Polizei und dem Senat noch nicht. Am Morgen hat die Polizei Hamburg weitere Unterstützungskräfte aus dem ganzen Bundesgebiet angefordert. Sogar ein Räumpanzer der Bundeswehr wurde nach Altona verlegt. Angeblich bestehe für die Cops eine “Gefahr für Leib und Leben.” Doch selbst Teile der bürgerlichen Presse mussten eingestehen, dass die Eskalation vor allem von der Polizei ausging. Angesichts dieser Gewaltexzesse der Polizei in der letzten Wochen, müssen wohl eher Demonstrant*innen um Leib und Leben fürchten. Und das nur, weil sie ihr demokratisches Recht auf Versammlung wahrnehmen wollten, was ihnen die Polizei quasi komplett genommen hat.

Umso beeindruckender ist die Reaktion der Demonstrant*innen. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser starken Repression beteiligten schon an der Demonstration am Nachmittag wieder Zehntausende Menschen. Die Aktionen dauern gerade noch an. Auch viele Anwohner*innen zeigten ihre Solidarität mit den Protestierenden. In vielen Fenster hingen “NoG20” Plakate und Anwohner*innen füllten während der Aktionen Demonstrant*innen wieder die Wasserflaschen auf. Die Ablehnung gegenüber diesem Gipfel ist in ganz Hamburg spürbar. Viele Anwohner*innen kündigten an, auch morgen bei der Großdemo gegen den Gipfel dabei zu sein.

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