Flut in Pakistan: 1.300 Tote, doch Deutschland schiebt weiter ab

07.09.2022, Lesezeit 4 Min.
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Hochwasser in Karatschi im Juli. Bild: Tea Talk / shutterstock.com

Seit Mitte Juni leidet Pakistan unter Starkregen und Überflutungen. Mittlerweile ist ein Drittel der gesamten Fläche des Landes überflutet. 33 Millionen Menschen haben ihre Unterkunft verloren. Trotzdem schiebt Deutschland weiter nach Pakistan ab.

Die Klimakrise fordert weitere Opfer. Rund 1.300 Menschen sind in Pakistan durch die Fluten bereits ums Leben gekommen. Insgesamt 33 Millionen Menschen verloren nach Angaben der Regierung ihr Zuhause und befinden sich auf der Flucht oder in Notunterkünften. Über eine Millionen Häuser riss das Wasser mit sich. Das überschwemmte Gebiet ist mit rund 265.000 Quadratkilometern etwa so groß wie Dreiviertel der Gesamtfläche Deutschlands.

Die Überschwemmungen des größten Fluss Pakistans, dem Indus, sind auf einen ungewohnt heftigen Monsun zurückzuführen. Der indische Sommermonsun sorgt jedes Jahr zwischen Juli und September für starke Niederschläge und steigendes Wasser des Indus. Der Fluss entspringt im Himalaya und fließt durch Pakistan, bevor er im Süden des Landes ins Arabische Meer mündet. Während der Monsun normalerweise wichtig für die Landwirtschaft ist, ist er dieses Jahr so stark, dass das Land langfristige Folgen der Katastrophe davontragen wird.

Es sind die heftigsten Niederschläge seit drei Jahrzehnten, in den letzten Jahren kommt es aufgrund der Klimakrise immer öfter zu solchen Unwettern. Pakistan erlebte dieses Frühjahr schon extreme Hitze und Dürre bei Temperaturen von bis zu 50 Grad.

Für die Bevölkerung stellt die Katastrophe eine große Bedrohung dar. In den Notunterkünften, in denen eine halbe Million Menschen Zuflucht suchen, fehlt sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen. Die Gefahr von Infektionskrankheiten steigt. Die fehlenden sicheren Unterkünfte, Hygieneprodukte und Toiletten bringen Frauen und Queers in eine zusätzliche Gefahr von sexualisierter Gewalt.

Obwohl Pakistan im Vergleich zu den imperialistischen Zentren wenig zur Zuspitzung der Klimakrise beiträgt, ist es von den Folgen ungleich stärker betroffen. Umso schlimmer ist es, dass aus Deutschland trotz der Umweltkatastrophe weiter Abschiebungen nach Pakistan durchgeführt werden. Wie der Bayerische Flüchtlingsrat gestern berichtete, hob am Dienstag ein Abschiebeflug vom Münchner Flughafen nach Islamabad ab.

„Durch massive Monsunfluten steht Pakistan inmitten einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Die Vereinten Nationen schicken Nothilfen nach Pakistan, Deutschland schiebt vulnerable Personen dorthin ab“, zitiert der Flüchtlingsrat Samar Khan vom Verein Hum Hain Pakistan. „Diese menschenfeindliche Chuzpe ist unbeschreiblich.“

Der Weltklimarat sagt für Monsune trockene, aber auch feuchtere Phasen vorher. Der höhere Feuchtegehalt in der Atmosphäre führt zu Extremniederschlägen. Statistisch werden solch starke Überflutungen in Pakistan in den nächsten Jahrzehnten zunehmen. Das gilt aber auch für die Trockenperioden im Monsun, wie diesen Frühling.

In der Öffentlichkeit hierzulande finden die Überschwemmung nur wenig Beachtung. Weder in Spendenaufrufen durch Hilfsorganisationen und NGOs, noch in der medialen Berichterstattung wird jedoch die Ursache für solche Katastrophen deutlich benannt: Die Klimakrise ist das Resultat des unersättlichen Hungers des Kapitalismus nach Ressourcen und Profit. Manche Wissenschaftler:innen behaupten sogar, es sei nicht sicher, ob die Fluten auf die Klimakrise zurückzuführen seien.

Das erscheint wie Hohn in einer Zeit von eskalierenden Klimakatastrophen. Wie weit die Krise bereits fortgeschritten ist, sehen wir bereits heute von den Waldbränden in Europa war über die Flut im Ahrtal letzten Sommer bis hin zur Rekorddürre in China.

Der September ist in Pakistan meist auch noch ein regenreicher Monat, so ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Fluten in den nächsten Wochen verringern. Die Abschiebungen nach Pakistan müssen deshalb ein sofortiges Ende haben.

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