Diskussion zu Palästina im StuPa der FU: Eindrücke einer Studierenden

15.11.2023, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Vergangene Woche wurde im Studierendenparlament über die Situation in Palästina debattiert. Eine Studierende teilt hier ihre Eindrücke von der Diskussion.

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Bild: KGK

Die verblüffende Unfähigkeit des FU-StuPa, die Argumente der Sitzung zu begreifen ist unverständlich. Es hat mir jedoch viel Kraft gegeben, so viele Studierende zu sehen, die ausschließlich in Solidarität mit Palästina in die Sitzung gekommen sind, ohne dass sie sich üblicherweise mit Hochschulpolitik beschäftigen. Am eklatantesten waren die Vorwürfe des angeblichen Antisemitismus der Kundgebung des 3. Novembers vor der Uni und die Interpretation des „intifada Slogans“ als antisemitisch. Beide wurden hauptsächlich von den Jugendgruppen der SPD und der Grünen vertreten.

Dabei übersehen sie, dass Antisemitismus in Deutschland bzw. Europa seinen Ursprung gehabt hat und dort sich weiterentwickelt hat und gewachsen ist. Antisemitismus wurde nicht in den letzten Wochen aus dem Mittleren Orient importiert. Er war schon immer hier. Doch das scheinen die Anwesenden am Freitags zu übersehen. Also waren alle Evidenzen, dass die Kundgebung des 3.11. sich von Antisemitismus distanziert und verurteilt hat, unter anderem durch den Beitrag der jüdischen Aktivistin von Jewish Voice for Peace, natürlich irrelevant. Was man unter „nicht glaubwürdig genug von Antisemitismus distanziert“ verstehen sollte, ist mir auch nicht klar und den Vertretern der aussage wahrscheinlich auch nicht.

Hätten sie sich immer so gut mit Antisemitismus beschäftigt, wie sie es in den letzten Wochen zu tun scheinen, hätten sie vielleicht eine klare Definition von „glaubwürdig genug vom Antisemitismus distanziert“ parat gehabt. Ich habe mit dem Kollektiv Gaza Freestyle Festival im Sommer 2022 im Gazastreifen gearbeitet und habe kurz davor und danach sowohl Jerusalem als auch Bethlehem und die West Bank besichtigt. Dass die Realität der palästinensischen Bevölkerung die täglich stattfindet von Institutionen ignoriert wird, ist eine Sache. Dass sie aber in angeblichen linken Hochschulgruppen so verdrängt wird, wie in Deutschland, ist erdrückend und verunsichernd für alle internationalen, politisch aktiven linken Studierenden die sich nicht nur mit der Hasserfüllten und rassistischen institutionellen Politik messen müssen, sondern auch unter der Tatsache leiden müssen, dass auch in angeblich linken und sicheren Räumen ihre Meinung, die letztendlich auf objektiven Fakten basiert, als falsch, diskriminierend und gefährlich gesehen wird, ist eine andere.

Wo soll man sich so sicher fühlen? Doch gerade deshalb bin ich der für dieses Szenario großen Menge and Studierenden dankbar, die in der StuPa-Sitzung aufgetaucht ist, um gegen diese Hypokrisie zu sprechen und das palästinensiche Volk zu unterstützen.

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