Die Uni gab uns Zuversicht: Freiheit für Palästina, das war unsre Hymne

09.11.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Abed Rahim Khatib / Shutterstock.com

Nachruf auf das Bombardement der Universität in Gaza: Ein Gedicht.

Ich habe tief in meinem Inneren noch nie wirklich Mitgefühl gespürt für die Toten in Kriegen, von denen ich in Büchern las, von denen ich Berichte im Fernsehen sah, von denen ich Geschichten hörte. Die Ungerechtigkeit war aber doch immer so deutlich gegenüber denjenigen, die beim Kampf für eine bessere Welt ihr Leben gaben, die ganz unverschuldet zu Grunde gingen und gegenüber denjenigen, die nie eine Chance bekamen, so wie ich sie in den Händen halte. Mir ist ganz bewusst, dass der Kampf in diesem Leben nur der Befreiung der Ausgebeuteten und Unterdrückten, der Verdammten dieser Erde, gelten kann, egal wann und wo. Und doch spürte ich nie eine tiefe Verbindung zu den Gefallenen.

Heute aber verband sich diese kämpfende Solidarität ganz eng mit der fühlenden, ich sah nur Zentimeter vor meinen Augen auf dem Bildschirm, wie eine Universität in Gaza durch den israelischen Bombenhagel zu Schutt und Asche fiel. Dieses Gedicht widme ich den getöteten Studierenden, die trotz ihrer Lebensumstände immer Hoffnung und Mut hatten, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Free Palestine.

Unsre Stimmen werden nie verklingen

Getrieben von Leid
und unbändigem Willen,
gingen wir zu zweit,
jeden Tag,
durch die Straßen voller Trümmer.

Immer mit der Hoffnung,
eines Tages sind wir frei,
unüberwindbare Ordnung,
für uns kein Weg zu weit.

Täglich Rauschen und Zischen,
für uns eine Routine,
doch gaben wir nie auf,
geboren auf Ruinen.

Die Uni gab uns Zuversicht,
sie gab uns eine Stimme,
Neues wächst wenn etwas bricht,
Freiheit für Palästina,
Das war unsre Hymne.

Sie kann uns keiner nehmen,
genauso wie den Kampf.
Für eine bessre Welt,
dazu sind wir verdammt.

From the river to the sea,
von Gaza nach Berlin.
Die Toten schweigen nie,
denn wir wollen nicht mehr fliehn.

Denn geflohen sind wir lange,
vertrieben habt ihr uns,
unsre Schatten sind vergangen,
zurück bleibt unser Dunst.

Zurück bleibt unser Echo,
lebt fort in totem Stein,
nie werden wir verschwinden,
es tönt noch sanft “free palestine”.

 

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