VfL Wolfsburg: Frauen holen das Double, feiern dürfen sie nicht

29.05.2017, Lesezeit 3 Min.
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COLOGNE, GERMANY - MAY 27: Pernille Harder of Wolfsburg celebrates scoring the 1:0 goal during the Women's DFB Cup Final 2017 match between SC Sand and VFL Wolfsburg at RheinEnergieStadion on May 27, 2017 in Cologne, Germany. (Photo by Mika Volkmann/Bongarts/Getty Images)

Das Frauenteam des VfL Wolfsburg hat sowohl den DFB-Pokal als auch die Deutsche Meisterschaft erringen können. Weil aber die Herrenmannschaft des Vereins vom Abstieg bedroht ist, verbietet die Geschäftsführung den Frauen das Feiern. Und ja, das ist sexistisch.

Der VfL Wolfsburg, das sportliche Anhängsel des VW-Konzerns, ist sicherlich eines der unsympathischsten Unternehmen des deutschen Fußballs. In Wolfsburg dürfte man dankbar dafür sein, dass RB Leipzig als neues traditionsloses Erfolgsprojekt momentan den Großteil der Abneigung der Fanlandschaft auf sich zieht.

Etwas aufpolieren konnte das Image des Konzernklubs in den letzten Jahren das Wolfsburger Frauenteam. Mit gutem Fußball errangen sie in den vergangenen vier Jahren ganze neun Titel – zweimal die Champions League, drei Meisterschaften und vier Pokalerfolge. Ihre Erfolgsserie setzten die Wolfsburgerinnen auch in dieser Saison fort. Nach ihrem einigermaßen knappen Sieg im DFB-Pokalfinale über den SC Sand am Samstag war die Freude über das errungene Double natürlich groß.

Bloß: Feiern dürfen die Frauen vorerst nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Geschäftsführer Dr. Tim Schumacher ließ über die Webseite des VfL, wohlgemerkt ohne das Team darüber in Kenntnis zu setzen, verlautbaren, dass es eigentlich gute Tradition sei, dass die „Wölfinnen“ nach Ende der Saison ihre Titel vor dem Wolfsburger Rathaus feiern.

Allerdings fokussiert sich der gesamte VfL in diesen Tagen natürlich komplett auf die Relegation, weshalb die grün-weiße Party für die Frauenmannschaft bewusst erst zum Start der kommenden Saison stattfinden wird.

Der drohende Abstieg der Herrenmannschaft ist der VfL-Führung also wichtiger als der Erfolg der Frauen – natürlich. Dass die Feier zu Beginn der kommenden Saison im August nachgeholt werden soll, ist beinahe höhnisch. Außerdem, so wandte VfL-Coach Ralf Kellermann ein, werden dann einige Spielerinnen gar nicht mehr im Verein sein. „Das tut sehr weh, es hat uns hart getroffen“, äußerte sich Kellermann überraschend offen.

Der VfL Wolfsburg hat sich mit dieser Entscheidung nicht nur einen weiteren Imageschaden eingehandelt. Es wurde vielmehr erneut deutlich, wie sexistisch der deutsche Fußball noch immer ist. Immerhin pfeift Bibiana Steinhaus in der neuen Saison als erste Frau in der ersten Bundesliga der Herren. Doch auch dieser Schritt war begleitet von etlichen chauvinistischen Sprüchen, die die Kommentarspalten fluteten – vorgebracht von Männern, die sich den Fußball als Ort, wo Männer noch echte Männer sein dürften und Frauen nichts verloren hätten, nicht nehmen lassen wollen.

Immerhin zeigt die Empörung über die Entscheidung des VfL, dass längst nicht mehr ganz Fußballdeutschland so denkt. Doch es bleibt ein langer Weg, bis vielleicht irgendwann sportliche Leistung und nicht das Geschlecht über Würdigung entscheidet.

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