Deutsche Wohnen feiert das Aus für den Mietendeckel

16.04.2021, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Simon Zamora Martin

Noch bevor die großen Medien auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes gegen den Mietendeckel reagieren konnten, feierte Deutsche Wohnen den Beschluss mit einer Pressemitteilung. Der Text ist nicht weniger zynisch als die Firmenpolitik des DAX-Unternehmens, das für seinen rücksichtslosen Umgang mit seinen Mieter:innen und den verwalteten Häusern bekannt ist.

Die zynische Rhetorik des Kapitalismus

So schreibt die Sprecherin der Deutsche Wohnen AG von einem „größten sozialen Verantwortungsbewusstsein“, mit dem der Konzern vorzugehen habe. Während das Wohnungsunternehmen Vonovia bereits erklärt hat, auf Nachzahlungen vollständig zu verzichten (ohne, jedoch Mieterhöhungen auszuschließen), wirkt das Konzept von „Verantwortungsbewusstsein“ der Deutschen Wohnen geradezu höhnisch: der Konzern bietet seinen Mieter:innen „Einmal- und Ratenzahlungen sowie Stundungen“ an. „Individuelle Lösungen“ sollen für „soziale Härtefälle“ in Betracht kommen – mit anderen Worten: selbst bei den ärmsten Mieter:innen wird die Deutsche Wohnen nach einem Weg zur Profitsicherung suchen. Die Entscheidung gegen den Mietendeckel sei zu begrüßen, da sie eine „Rechtssicherheit für Vermieter:innen und Mieter:innen“ garantieren würde.

Satte Gewinne trotz Mietendeckel

Dabei lässt sich wahrlich nicht behaupten, dass Deutsche Wohnen unter dem Mietendeckel gelitten hat: Für das Jahr 2020 wurde ein operativer Gewinn von rund 540 Millionen Euro erwartet – vergleichbar mit dem des Jahres 2019, die Einbußen lagen bei lächerlichen 1,2 Prozent. Auf dem Niveau von 2019 wurden die Mieten durch den Mietendeckel fixiert. Zum Vergleich: der Verzicht auf die Nachzahlungen der reduzierten Mieten kostet Vonovia – sage und schreibe – zehn Millionen Euro.

Als am Donnerstag die skandalöse Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes verkündet wurde, reagierten die Aktienkurse der profitierenden Konzerne sofort: Vonovia verzeichnete 0,69 % Kursgewinn, die Deutsche Wohnen – Aktie stieg um ganze 3,5 %. Der Widerruf des Mietendeckels wird die aberwitzigen Gewinne noch weiter in die Höhe schießen lassen – und dafür Tausende um ihr hart erarbeitetes Einkommen berauben. Die Pressemitteilung von Deutsche Wohnen beschreibt dies wie folgt:

„Die Deutsche Wohnen sieht sich in der Verantwortung zur Entspannung der Wohnungsmärkte, insbesondere in Metropolregionen und Ballungszentren beizutragen. Hierfür gilt es alle Akteure zusammenzubringen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“

Diese „Lösungen“ beschreiben das erpresserische Geschäft mit der Ware Wohnraum, das nun ungebremst weiterlaufen kann.

Deutsche Wohnen versus Mieter:innen: der Kampf um Berlin

Die Pressemitteilung von Deutschen Wohnen ist ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Mieter:innen, die zudem regelmäßig Mieterhöhungen aus teils absurden „Gründen“  („Erneuerung von Briefkastenklappen“ oder „Inspektion des Wohnobjektes“) ausgesetzt sind. Doch ist diese zynische Siegessicherheit wirklich berechtigt?

Nur wenige Stunden nach dem verkündeten Aus für den Berliner Mietendeckel formierte sich auf dem Hermannplatz eine beeindruckende Demonstration aus mindestens 15.000 Mieter:innen – genauer kann der Autor nicht werden, da die Menschenmenge war unüberschaubar groß. Ganze Straßenzüge füllten sich mit wütenden Berliner:innen, von den Balkonen hingen Transparente in ganz Kreuzberg. Die Mieter:innen stellen eine größere Bedrohung für Deutsche Wohnen dar, als der Konzern es sich eingestehen kann – sie müssen diese Erkenntnis und ihre Wut nur verinnerlichen.

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