Der Streik der Erzieher*innen: ein feministischer Kampf!

07.03.2015, Lesezeit 3 Min.
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// aus dem Flugblatt Brot und Rosen Nr. 4 // PDF //

Die Verantwortung für die Kindererziehung liegt auch heute noch vor allem bei Frauen. Und das ist nicht nur in der Familie so, auch 97% der Erzieher*innen in Kindertagesstätten sind Frauen. Bei den Erzieher*innen und Sozial­pädagog*innen im öffentlichen Dienst zeichnet sich jetzt ein Arbeitskampf ab: Die Entgelt­ordnung, die die Entlohnung der verschiedenen Tätigkeiten regelt, wird neu verhandelt. Die Gewerkschaften ver.di und GEW fordern durchschnittlich gut 10-prozentige Gehaltserhöhungen. Heute verdienen Erzieher*innen etwa 2.000 Euro brutto im Monat, ein Drittel von ihnen sogar weniger als das, mit befristeten Verträgen und viel Teilzeitarbeit – ein Paradebeispiel für die Prekarisierung gerade in Bereichen mit vielen weiblichen Beschäftigten (siehe Artikel unten). Und auch die Arbeitsbedingungen von Erzieher*innen sind oft katastrophal: Fast jede*r Zehnte leidet unter Burnout, pro Erzieher*in sind mehr Kinder zu betreuen als empfohlen und die Arbeit ist ohne Überstunden kaum mehr zu bewältigen, gerade angesichts der immer weiter steigenden Anforderungen an frühkindliche Förderung.

Ein Streik der Erzieher*innen kann nur dann erfolgreich sein, wenn er als politische Kampagne geführt wird. Denn wenn sie allein streiken, können sie dadurch nur wenig direkten ökonomischen Druck auf ihre Arbeitgeber*innen erzeugen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Betroffene wie Eltern und Auszubildende organisieren und offen ihre Unterstützung zeigen. Ohne öffentliche Kinderbetreuung ist der Alltag vieler Väter und Mütter kaum zu regeln – und darum ist es auch in ihrem Interesse sich mit den Erzieher*innen zu verbünden, um für bessere Bedingungen zu kämpfen, die letztendlich auch ihren Kindern zugute kommen. Darüber hinaus ist es auch zentral, eine breite Solidaritäts­bewegung aufzubauen, die den Kampf der Erzieher*innen unterstützt und ihre Forderungen sichtbar in die Öffentlichkeit trägt – an die Universitäten und Schulen, die Arbeitsplätze und zu anderen Arbeitskämpfen, wie zum Beispiel zum Kampf bei Amazon.

Wie die Arbeitsbedingungen von Erzieher*innen aussehen, ist eine Frage, die uns alle angeht – und gerade wir als Feminist*innen sollten sie als zentrales Kampffeld ansehen, in das wir uns einmischen müssen. Denn es geht hier einerseits um die Lebensbedingungen von Tausenden von Frauen. Andererseits geht es auch um die größere Frage, wie Reproduktionsarbeit organisiert wird, und um den Sexismus, der hinter der Abwertung von sogenannten „Frauenberufen“ steht. Der Streik der Erzieher*innen ist Teil eines größeren Kampfes für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen von Millionen von Frauen, er ist ein Kampf für unsere heutigen und zukünftigen Arbeitsbedingungen.

  • Für eine gerechte Entlohnung der Erzieher*innen!
  • Für die unbefristete Einstellung aller Erzieher*innen!
  • Für garantierte und kostenlose Kitaplätze!
  • Für eine bezahlte Erzieher*innenausbildung!
  • Für gleichen Lohn für gleiche Arbeit!

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