„Der Kampf für unsere reproduktiven Rechte kann nicht getrennt sein von unseren Arbeitskämpfen!“

30.11.2022, Lesezeit 3 Min.
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Bild: Simon Zinnstein (KGK)

Am Tag gegen Gewalt an Frauen demonstrierten in München Hebammen für den Erhalt ihres Kreißsaals. In ihrer Rede erklärte Charlotte, wie sie sich dafür einsetzen und warum es ein feministischer Kampf ist.

Hunderte Münchner:innen demonstrierten am vergangenen Freitag anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen durch Schwabing und die Maxvorstadt. Unter ihnen waren auch Hebammen der städtischen München Klinik Neuperlach. Ihrem Kreißsaal droht die Schließung. Das ist nicht nur ein offener Angriff des Münchner Stadtrats auf die Arbeitsbedingungen der Kolleg:innen, sondern auch auf die Gesundheitsversorgung von Gebärenden im Münchner Osten. Doch damit finden sich die Neuperlacher Hebammen nicht ab.

Charlotte Ruga ist eine dieser Kolleg:innen. Mit RIO und Klasse Gegen Klasse nahm sie an der Demonstration teil. In einer Rede am Offenen Mikrofon auf dem Wagen der MLPD stellte sie den Teilnehmer:innen den Kampf gegen die Schließung des Kreißsaal vor und rief sie zur Solidarität auf.

Die Rede im Wortlaut:

Ich bin Hebamme aus dem Kreißsaal Neuperlach, bin bei der Gewerkschaft Ver.di organisiert und bei Klasse Gegen Klasse. Danke für die Gelegenheit, auch noch kurz etwas sagen zu dürfen: Es wurde heute schon erwähnt, dass der Kreißsaal, in dem ich arbeite, geschlossen werden soll bzw. zusammengelegt werden soll mit einem anderen Kreißsaal und dass das auch sehr wohl etwas mit Frauenrechten zu tun hat. Der Kampf für unsere reproduktiven Rechte, für unsere Geburten, unsere Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche kann nicht getrennt sein von unseren Arbeitskämpfen, von den Orten, wo wir Care-Arbeit leisten, von den schlechten Löhnen, die wir erhalten und von den Bedingungen, mit denen wir andere Frauen versorgen.

Genau das kriegen wir gerade zu spüren im Kampf gegen die Schließung unseres Kreißsaals. Die Schließung ist für 2024 vom Stadtrat geplant und es ist eine reine Maßnahme aus wirtschaftlichen Überlegungen; aus finanziellem Druck und nicht weil weniger Kinder in München geboren werden. So ist es nämlich nicht. Es werden immer mehr Kinder geboren. Und das bedeutet ganz klar für die Frauen, die im Münchner Osten, im Umland schwanger sind, sehr weite Wege. Probleme, überhaupt im richtigen Moment gut versorgt zu werden. Leute, die kein Auto haben, müssen superweit zum nächsten Kreißsaal kommen und wie sie das machen, ist ihnen komplett selbst überlassen. Darum wird sich nämlich nicht gesorgt.

Genau dagegen stellen wir uns als die Hebammen des Kreißsaals, weil wir unseren Arbeitsplatz dort nicht verlieren wollen, aber auch weil wir denken, dass es alle Frauen verdient haben, in dieser Situation gut versorgt zu sein, die Wahlfreiheit zu haben, wo sie gebären wollen und nicht einfach auf den nächstliegenden Kreißsaal angewiesen zu sein, der irgendwo ist. Und dagegen haben wir eine Petition gestartet und wir würden uns sehr freuen, wenn ihr sie weiter unterstützt. Die Petition richtet sich an den Stadtrat und ist zu finden unter „Schließung des Kreißsaals in Neuperlach“, aber wir verteilen auch Flyer und sonst könnt ihr einfach Klasse Gegen Klasse ansprechen. Vielen, vielen Dank. [Jubel]

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